Ms Marvel 2 –Im Schatten des Krieges: Seitenwahl

Nach den großen Umbrüchen im Marvel Comic-Universum steht schon wieder das nächste Event an: Mit „Civil War 2“. Das  hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die Solo-Serien, aber im Falle der neuen Abenteuer von Kamala Khan alias Ms. Marvel halten die sich in Grenzen. Und auch wenn ich  mich konstant wiederhole: Das was Autorin G. Willow Wilson  und Zeichner Adrian Alphona in „Ms. Marvel“ abliefern gehört konstant zum Frischesten und Besten, was das Superhelden-Genre zu bieten hat. Da macht auch der zweite Sammelband „Im Schatten des Krieges“, der Ende März bei Panini Comics erschienen ist, keine Ausnahme.

In „Civil War 2“müssen sich die Superhelden entscheiden, ob sie eine vorausblickende Verbrechensbekämpfung gutheißen, oder nicht. Die Konfliktlinie verläuft, sehr zum Bedauern von Kamala zwischen Iron Man TonyStark und Carol Danvers alias Captain Marvel. Beide sind, seit Kamala ein fester Bestandteil der neu formierten Avengers ist, ihre Ansprechpartner und Mentoren. Doch nun vertritt Captain Marvel die Ansicht,  man müsse Verbrechen schon im Vorfeld bekämpfen.  Was bedeutet, Menschen schon allein wegen krimmineller Gedanken festzusetzen, um ihre zukünftigen bösen Taten zu verhindern.

Festnahmen bei kriminellen Gedanken?

Anfangs findet Kamala, das sei eine gute Ideen und hilft Carol Danvers, indem sie deren neu rekrutierte Truppe um die rothaarige Becky unterstützt und kontrolliert. Anders sehen das freilich Kamalas Freunde in New Jersey: Vor allem Kamals Freund Bruno findet diese Idee, die einem Sci-Fi-Roman von P.K. Dick entsprungen scheint, total Big Brother mäßig und beschließt, aktiv etwas dagegen zu tun. Das bringt Ms. Marvel in eine schwierige Zwangslage : Entweder ihrem Idol Captain Marvel folgen, oder ihren Freunden beistehen. Dabei ist das Verhältnis zu Bruno sowieso schon schwieriger geworden, seit der eine Freundin hat (nachzulesen in „Ms. Marvel (2016) 1 – Superberühmt“).

Waren es in den ersten US-Heften der neuen „Ms Marvel“-Serie vor allem die Probleme, die es bereitet, in einem Superhelden-Team mitzuwirken, die Ms. Marvel beschäftigt haben, so sind es nur Fragen nach Identität und ethischen Werten, die die junge Muslima zu bewältigen hat. Autorin G. Willow Wilson weiß den Rahmen des „Civil War 2“ geschickt zu nutzen, um auch eine Geschichte über Vertreibung, Immigration und familiäre Identität zu erzählen. In geschickt gesetzten Rückblenden werden Schlüsselelemente aus Kamalas Familienhistorie eingebaut, die schließlich in ihrem Besuch bei der pakistanischen Verwandschaft münden, wo sie auch noch einen pakistanischen Superhelden kennenlernt.

Oh no, Bruno!

Das Artwork von Adrian Alphona ist ebenfalls wieder hinreißend und detailreich ausgefallen. Sein feiner Strich und die reduziert gehaltene Farbigkeit, die fast an  Aquarellzeichnungen denken lässt, sorgen für einen Look, der sich deutlich von anderen Superhelden-Comics abhebt. Und das ist auch gut so und macht einfach Spaß.
Selbstverständlich werden auch in diesem sehr gelungenen Storybogen, den „Im Schatten des Krieges“ beinhaltet wieder Teenager-Themen behandelt und es geht ebenso um das Erwachsenwerden Kamalas wie um die Superhelden-Action. Das hat vom Spirit immer noch viel mit den frühen Abenteuern eines gewissen Peter Parker gemeinsam ist aber wesentlich zeitgemäßer.

Auch der zweite Sammelband der neuen „Ms. Marvel“-Soloserie von G. Willow Wilson und Adrian Alphona spielt in einer ganz eigene Liga. Es ist erstaunlich, wo das Kreativteam, das momentan zu den Spannendsten der amerikanischen Comic-Szene gehört, immer wieder die großartigen Stories und Ideen hernimmt, die ebenso aktuell wie unterhaltsam sind. Auf keinen Fall verpassen.

Comic-Wertung:9.5 out of 10 stars (9,5 / 10)

Ms. Marvel 2: Im Schatten des Krieges
Genre: Comic, Superhelden,
OT: Ms. Marvel (2016) 7-12, Marvel Comics,
Autorin: G. Willow Wilson
Zeichner: Adrian Alphona, Takeshi Miyazawa, Nico Leon
Verlag: Panini Comics, Softcover, 148 Seiten
VÖ: 21.03.2017