This Ain’t California: Skateboards in Ostberlin

Bei der Berlinale im Jahr 2012 wurde „This Ain’t California zum Geheimtipp. Die Geschichte der „Rollbrettfahrer“ in der DDR beleuchtet eine vergessene Subkultur fernab von Ostalgie und posthumer Systemkritik. Stattdessen ist der Film ein lebendiges Dokument eines scheinbar obskuren Stücks Zeitgeschichte über die Rebellion der Jugend.
Wer das Skateboarden bisher als ein rein amerikanisches Phänomen betrachtet hat, das einfach nur der Abwesenheit von surfbaren Wellen geschuldet ist, wird in „This Ain’t California“ eines Besseren belehrt. Auch im ehemaligen Ostblock gab es eine Jugendszene, die sich dem Skaten verschrieben hatte.

Der Anlass, zu dem sich die ehemaligen Rollbrettfahrer von Alexanderplatz nach Jahren wieder treffen, allerdings ist traurig: Einer ihrer Kumpels ist bei einem Afghanistan-Einsatz ums Leben gekommen. Bei der Trauerfeier treffen sich die einstigen Freunde, die sich nach der deutschen Widervereinigung aus den Augen verloren haben wieder und halten Rückschau: Auf „Panik“, den Verstorbenen Freund, auf die Anfänge der Rollbretter in der DDR und auf eine Wilde Jugend, die sich ihre Freiheiten dort sucht, wo sie sich bietet.

Regisseur Marin Persiel und seinem Team ist mit „This Ain’t California“ ein abwechslungsreicher, schneller und authentischer Blick auf ein jugendliche Subkultur gelungen, von der man eigentlich  kaum wusste, dass sie existiert. Leichtfüßig und beschwingt von Punk und Rock der Zeit werden dokumentarische Aufnahmen, nachgestellte Szenen, Interviews und Zeichentrickelement zu einer mitreißenden Filmerfahrung montiert.

„This Ain’t California“ versteht sich nicht ausdrücklich als Dokumentarfilm, kommt aber in dessen Gewand. Das führt aufgrund der nachgestellten Szenen gelegentlich zu Verwirrungen, weil man die Namen der Protagonisten für den Film geändert hat, Szenen nachgestellt hat und mit David Nathan, der als Synchronsprecher für Johnny Depp und Christian Bale, eine prominente Stimme unter den ehemaligen Skatern findet, kommen kurz Zweifel an den Archivaufnahmen auf. Letztlich sind die aber nicht von Bedeutung. Glaubwürdig ist „This Ain’t California“ allemal und wer sich mit Filmen beschäftigt, weiß, dass auch Dokumentarfilme einen gewissen Grad an Subjektivität und Fiktion enthalten.

Rein filmisch betrachtet, tut „This Ain’t California“ die Rahmenhandlung ebenso gut, wie die grandiose Musik und die comicartigen Einlagen. Was zählt, ist in diesem „Film über Liebe“ das Gefühl von Freiheit und jugendlicher Rebellion. Und das kommt so dermaßen echt und unverfälscht rüber wie die als Halfpipes zweckentfremdeten Betonklumpen der DDR-Architektur.

„This Ain’t California“ rockt!

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

This Ani’t California
Genre: Doku, Hybrid, Sport
Länge: 109 Minuten, D, 2012
Regisseur: Marten Persiel
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Farbfilm / Sony Music Entertainment Germany
Kinostart: 16.08.2012
DVD-VÖ: 8. März 2013