Blutsbande- Staffel 2: Schnee in einen Pool schippen

Fans skandinavischer Serienunterhaltung mussten rund 18 Monate auf die Fortsetzung der schwedischen Familienserie „Blutsbande“ warten, die nun bei Edel Motion auch auf DVD veröffentlicht wurde. In der Serie sind zwischen den Beiden Staffeln allerdings nur einige Monate vergangen und das Gästehaus Waldemar auf der Insel Åland bereitet sich auf die Weihnachtszeit vor. Die Geschicke der drei Geschwister bleiben wechselhaft, zur Freude der Zuschauer.

Man kommt zwar auch ohne das Vorwissen der ersten Staffel in die Handlung der Familiengeschichte hinein, da die Serienmacher zu Beginn der zweiten Staffel einige Schlüsselereignisse Revue passieren lassen, aber wer den spaß in Gänze genießen will, sollte dennoch mit der ersten Staffel von „Blutsbande“ starten. Und wie immer an dieser Stelle, der Hinweis, dass es bei einer Serie mit fortlaufender Handlung nicht zu umgehen ist, das eine oder andere zu spoilern.

Eigentlich waren Oskar (Jeoel Spira), seine Schwester Jonna (Aliette Opheim) und der ältere Bruder Lasse (Björn Bengtsson) am Ende des turbulenten sommers und nach dem Tod ihrer Mutter übereingekommen, dass im Wesentlichen Oscar und seine Frau Liv (Jessica Grabowsky) das Gästehaus weiterführen sollten. Die Geschwister wollten nur unterstützen. Und so macht sich Lasse rechtzeitig von Stockholm auf den Weg, um bei den Vorbereitungen auf die winterliche Vorweihnachtssaison zu helfen. Doch er findet das Gästehaus in desolatem Zustand. Liv hat sich eine Auszeit gegönnt und Oskar auf Åland alleingelassen. Der kommt damit kaum zurecht und hat eine Affäre mit der Pastorin angefangen.

Lasse ist nicht ganz uneigennützig so früh angereist, hat ihn doch ein alter Bekannter gebeten,  auf der Insel geschmuggelte Ware in Empfang zu nehmen. Widerwillig lässt sich lasse darauf ein, weil er als Gastronom in Stockholm keinen Fuß mehr auf den Boden bekommt. Stattdessen lernt er die neue, alleinerziehende Polizistin auf Åland kennen. Auch Schwester Jonna reist früher an, nachdem ihrer Hauptrolle in einer TV-Serie wohl geplatzt ist, als sie dem zudringlichen Produzenten eine handfeste Abfuhr erteilt.

In dieser Staffel machen die Naturgewalten den Waldemars einen Strich durch die Rechnung: Ein Sturm entwurzelt einen Baum, der daraufhin das Dach des Gästehauses demoliert. Zudem soll ausgerechnet in der Sturmnacht die Übergabe der Schmuggelware stattfinden. Doch auch das geht gründlich schief. Als Lasse bei dem in Seenot geratenen Boot ankommt, findet er es verlassen und blutig vor. Aber die Tasche voller Geld nimmt Lasse dennoch mit. Nicht ahnend, dass es sich um Falschgeld handelt.

Es ist zu dieser Jahreszeit schwer genug, auf Åland Handwerker zu finden, und Jonna kommt ihr Kontakt zu Michael Rosén (Tobias Zilliacus) zugute, der immer noch ein Auge auf Jonna und auch auf das Anwesen der Waldemars geworfen hat. Und Wille Eck (Samuel Vauramo) stellt sich nicht nur als patenter Kerl, sondern auch als ziemlich gutaussehend heraus. Aber der Sturm hat noch eine weitere Überraschung für die Waldemars parat, die zu einigen Turbulenzen in der Familie führt. Es scheint fast, als würde der Geist des gewalttätigen, seit Jahrzehnten verschwundenen Vaters die Kinder heimsuchen.

Wie immer, wenn’s an Serienfortsetzungen geht, ganz schön viel inhaltliche Infos, um wieder auf den Stad der Dinge zu kommen. Nun aber endlich zur Einordnung der zweiten Staffel von „Blutsbande“. Serien-Mastermind Henrik Jansson-Schweizer mischt auch als Autor nur Anfangs der zweiten Staffel mit. Anschließend übernimmt das Autorenduo Morgan Jenson und Charlotte Lesche, die zusammen die Story entwickeln und jeweils umschichtig am Drehbuch arbeiten. Regie führen  Eric Leijonborg und Anders Engstöm, die beide auch schon in der ersten Staffel mitmischten. Für Kontinuität in Thematik und Look ist also gesorgt. Interessanter Weise setzt die Handlung im Winter ein, was den Kameraleute die Möglichkeit gibt, die Reizvolle Landschaft auch unter einer Schneedecke zu präsentieren. Die eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen gehörten ja schon in der ersten Staffel zu den „Trademarks“ der Serie.

Auch inhaltlich findet sich der Zuschauer schnell wieder in das Familiengeflecht ein. Dabei schienen sich alle drei Geschwister zunächst nicht wesentlich weiterentwickelt zu haben. Alle schleppen ähnliche Probleme mit sich herum wie schon zuvor. Nach wie vor plagen Identitätsproblemen und die Kindheit die Geschwister. Geändert hat sich allerdings die Dynamik der Geschwisterbeziehung, nachdem man sich zuvor rund zwanzig Jahre nicht oder kaum gesehen hatte. Jetzt gilt es erstmal das gemeinsame Projekt über die persönlichen Befindlichkeiten zu stellen. Das fällt besonders Jonna und Lasse relativ leicht, das sie momentan keine Alternative haben, Oskar hingegen fürchtet, nachdem er sich wieder gefangen hat, schon um seinen „Herrschaftsbereich“ Gästehaus.

Hier ist also zwischenmenschlich einiges los. Allerdings wirken wenige Storyideen auch etwas überkandidelt, etwas die zufällige Beziehung von Lasses Tochter und auch das angedeutete Interesse der Polizistin an Lasse  wirkt aufgesetzt. Jonnas Beziehungsprobleme mit dem Handwerker hingegen sind eine Bereicherung für die Serie.

Natürlich darf auch ein kriminalistische Element in dieser mit dem ZDF koproduzierten schwedischen Serie nicht fehlen, schließlich sind wir Deutschen – zumindest vor der Glotze- ein ausgesprochenes Krimivolk. Man kann sich grundsätzlich fragen, ob das Kriminalistische in „Blutsbande“ notwendigerweise noch ausgebreitet werden muss, aber die Handlungswendungen, die sich aus dem Auftauchen der plötzlichen Geldschwemme ergeben, treiben das Geschehen schon gehörig voran – bis hin zum furiosen  Finale. Bleibt abzuwarten, ob da noch eine weitere Staffel folgen wird.

Alles in allem kann die Fortsetzung der schwedischen Serie „Blutsbande“ ganz souverän mit der ersten Staffel mithalten, in einigen Aspekten gelingt es den Serienmachern sogar die vorherige Seriensaison noch zu übertreffen und beweist, dass „Blut dicker ist als Wasser“.

Serien-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

Blutsbande – Staffel 2
OT: „Tjockare än vatten 2“,
Genre: Serie, Drama, Familie
Länge: 580 Minuten, S, 2016
Idee: Henrik Jansson-Schweizer,
Regie: Eric Leijonborg, Anders Engstöm
Darsteller: Björn Bengtsson, Joel Spira, Aliette Opheim, Tobias Zilliacus, Fredrik Hammar
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Germany GmbH
DVD-VÖ: 03. 02. 2017