The Girl with All the Gifts: Intelligenz und Beissreflex

Es war schon immer ein Merkmal besonderer Horrorfilme, dass sie auch immer den aktuellen Zustand der Gesellschaft reflektieren. Bei vielen Genrebeiträgen merkt an im Zeitalter des Mega-Entertainments davon allerdings nicht mehr viel. Anders bei der britischen Produktion „The Girl With all The Gifts“ die am 9. Februar 2017 in die Kinos kommt. Der düstere Thriller beruht auf dem gleichnamigen Roman von Mike Carey.

Für die meisten Kinder, die nicht gerne zur Schule gehen, fühlte sich der Unterricht schon immer wie Gefängnis an. Die junge Melanie Sennia Nanua) wird aus dem Sicherheitstrakt unter großen Sicherheitsvorkehrung auf einem Rollstuhl angeschnallt zum Schulunterricht gebracht. Genau wie ihre Mitschüler, die auf den ersten Blick recht normal wirken. Als Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton) den Unterricht übernimmt, blüht Melanie richtig auf.

Aber die Kinder hier sind keine Menschen, sondern Zombies, so genannte „Hungries“ (Hungrige). Eine Pilzinfektion hat in „The Girl With All the Gifts“ den Großteil der Menschheit befallen, die darauf ihren Fress- und Beißreflex nicht mehr unter Kontrolle hat.  Die restliche menschliche Population verschanzt sich in militärischen Sicherheitseinrichtungen und versucht ein Gegenmittel gegen die Infektion zu finden. Daher werden auch die Kinder unterrichtet und untersucht, denn sie sind Hungries der zweiten Generation und sind mit Intelligenz ausgestattet. Die Forscherin Dr. Caroline Caldwell (Glenn Close) leitet die Forschungen an diesem Standort.

Dann allerdings wird die Sicherheitseinrichtung von Hungries gestürmt und das Experiment wird abrupt unterbrochen. Ausgerechnet mit Melanies Hilfe gelingt einer Handvoll Menschen die Flucht: Miss Justineau, Doktor Caldwell sowie den Soldaten  Gallagher (Fisayo Akinade) und Parks (Paddie Considine). Ein sicherer Unterschlupf ist weit und breit nicht zu finden, daher wendet sich die Gruppe nach London, in der Hoffnung, dort überleben zu können, obwohl die Stadt fest in der Hand der Hungries ist.

Autor Mike Carey, auf dessen gleichnamigem Roman (auf Deutsch als „Die Berufene“ 2014 bei Knaur erschienen) das apokalyptische Drama beruht, schrieb auch direkt das Drehbuch.  Der Titel stammt übrigens direkt aus der griechischen Mythologie; auf die Büchse der Pandora. Von Zeus hatte diese Frau als Gabe für die Menscheit eine Büchse erhalten, die unter keinen Umständen geöffnet werden sollte. Darin waren vor allem Laster und Verderbtheiten enthalten, aber auch die Hoffnung. Als Motiv einer Dystopie ist das vielleicht etwas schlicht, sorgt aber für eine der stärksten Filmszenen, in der die Zombie-Schüler selbst Geschichten erfinden sollen.

Die erste von Zeus geschaffene Frau hatte vor allem Laster und Schlechtigkeiten in ihrer Büchse, die eine Gabe für die Menschen war, allerdings unter gar keinen Umständen geöffnet werden sollte. Daher blieb die Hoffnung in der Dose gefangen. Als übergeordnetes Thema eines apokalyptischen Thrillerdramas mag das zwar etwas strapaziert sein, aber der griechische Mythos sorgt auch für eine der besten Szenen des Films, wenn nämlich die Schüler sich selbst auch Geschichten ausdenken sollen und Melanie ihre vorliest.

Regisseur Regisseur Colm McCarthy, der sich als Regisseur in diversen britischen Serien behauptete („Sherlock“, „Peaky Blinder“, „Ripper Street“) hat es mit der Action nicht besonders eilig, sondern baut die finstere, dystopische Atmosphäre sorgsam und detailliert auf, gibt nur spärlich Informationen ans Publikum frei. Gerade in dieser Phase des Films hat „The Girl With All the Gifts“ seine großen Stärken. Dazu gehört auch ganz unbedingt die großartige Sennia Nanua in ihrer ersten Filmrolle. Wenn das Filmgeschehen dann die sicheren Mauern des Bunkers verlassen muss, bewegt sich „„The Girl With All the Gifts“ zwar in bester 28 Days Later“-Manier in eher gewohnteren Zombie-Szenarien, aber weil das Überleben der Gruppe ausgerechnet von einer Infinzierten abhängt, gibt es einige spannende Wendungen und auch ein überraschendes Finale.

Das apokalyptische britische Thriller-Horror-Drama “The Girl With All the Gifts” öffnet die Büchse der Pandora.  Das Thriller-Drama bleibt zwar im Zombie–Genre hebt sich aber durch starke Atmosphäre  und eine tolle Sennia Nanua von der üblichen Zomie-Einheitskost ab. „The Girl With All the Gifts” ist nicht nur für Genrefans ein absoluter Tipp. 

FilmWwertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

The Girl with All the Gifts
OT: The Girl with All the Gifts
Genre: Horror, Thriller, Drama
Länge: 111 Minuten, GB, 2016
Regie: Colm McCarthy
Romanvorlage: Mike Carey
Darsteller: Gemma Arterton, Glenn Close, Paddy Considine, Dominique Tipper, Sennia Nanua
Vertrieb: Universum / Square One
Kinostart: 09.02.2017

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