Kon-Tiki: Warten auf die Strömung

So, für alle die über die kommenden Feiertage noch ein paar Anregungen brauchen, was sie den in der Glotze konsumieren sollen, her ein paar Tipps. Den Auftakt macht das abenteuerliche Biopic „Kon-tiki“, das die fast unglaubliche Geschichte von Thor Heyerdals legendärer Floßreise über das Meer nachzeichnet.

Als junger Mann lebt der Norweger Thor Heyerdal (Pal Sverre Hagen) einige Zeit in Polynesien und findet dort Spuren und Legenden, die nahelegen, dass die Vorfahren der Polynesier nicht wie von der Wissenschaft angenommen besiedelt haben, sondern aus Südamerika herüber gekommen seien. Angesichts der 8000 Kilometer Entfernung eine absurde Theorie.

Doch Heyerdal lässt in seinem Forscherdrang nicht nach und arbeitet an dieser These. Allerdings glaubt ihm niemand, dass eine solche Pazifiküberquerung mit einem primitiven Floß überhaupt möglich sei. Es bleibt dem Norweger nichts anderes übrig, als den Beweis selbst anzutreten. Er stellt eine fünfköpfige Crew zusammen und geht das Wagnis 1947 ein.

Weil der Forscher und Abenteurer Thor Heyerdal ein Händchen für Public Relation hat, wie man heutzutage sagen würde, dokumentierte die Expedition schon unterwegs ihre Floßfahrt mit der Filmkamera. Der Dokumentarfilm erhielt seinerzeit auch einen Oscar.

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass die epochale Expedition von Thor Heyerdal auch zu einem filmischen Abenteuer wird. Der aufwändigste norwegische Film aller Zeiten bleibt seinem historischen Vorbild treu und schaffte es sogar, unter die Nominierungen für den Oscar als bester fremdsprachiger Film.

Die norwegischen Regisseure Joachim Rönning und Espen Sandberg haben ihre drei Filme bislang zusammen realisiert. Zuvor drehten sie 2006 „Bandidas“ in Hollywood  und anschließend das Weltkriegsepos Max Manus, den bis dato aufwändigsten norwegischen Film. Ihrem Ansatz mittels Hollywood-Versatzstücken und –Dramaturgie eine norwegische Geschichten zu erzählen, führt auch „Kon-Tiki“ zum Erfolg an der Kinokasse.

Man möchte meinen, ein einsames Floß inmitten des leeren Pazifik gäbe nicht genügend dramatisches Potential her, aber das täuscht. Abgesehen davon, dass „Kon-Tiki“ auch zu einem gewissen Grad Biographie des abenteuerlustigen Forschers Thor Heyerdal ist, sind es gerade die Momente auf dem Floß, die höchste Dramatik hervorbringen. Während die Crew auf dem kaum manövrierfähigen darauf wartet, endlich jene Meeresströmung zu erreichen, die die Pazifikquerung ermöglicht, setzen Zweifel ein, die der Nichtschwimmer Heyerdal immer wieder ersticken muss. Auch der Funkkontakt zur Außenwelt ist nicht immer gegeben.

Neben einer gekonnten Inszenierung und einem Drehbuch, das keineswegs nur vordergründig auf das Abenteuer selbst ausgelegt ist, ist es vor allem die Besetzung (Anders Baasmo Christiansen, Gustaf Skarsgard, Odd Magnus Williamson, Tobias Santelmann, Jakob Oftebro) die überzeugt. Die gestählten, jugendlichen Nordmannen und die unverbrauchten Gesichter sind wohl durchaus als ein eigener Schauwert des Films anzusehen.

Ein Selbstgänger ist die Spielfilmversion der Expedition allerdings nicht von vorne herein gewesen. Im Gegenteil, nach dem überaus erfolgreichen Dokumentarfilm der „Kon-Tiki“-Besatzung und dem Megabestseller von Thor  Heyerdal war die Wahrscheinlichkeit durchaus gegeben, diesem Vorbild nicht gerecht zu werden. Glücklicherweise ist „Kon-Tiki“ auch in dieser Hinsicht gelungen.

„Kon-Tiki“ hat alles, was ein Abenteuerfilm braucht, um nicht nur an der Kinokasse erfolgreich zu sein und großartig zu unterhalten, sondern auch ein Gefühl für die realen Vorbilder, ihren Wagemut und ihre Probleme, zu entwickeln. Dieser ganz ins Kino lohnt sich.

Film-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

Kon-Tiki
OT: Kon-Tiki
Genre: Abenteuer, Biografie
Länge: 118 Minuten, DK/N/GB, 2012
Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg
Darsteller: Pål Sverre Valheim Hagen, Anders Baasmo Christiansen, Gustaf Skarsgård, Odd Magnus Williamson, Tobias Santelmann, Jakob Oftebro, Jörgen Berthage, Eleanor Burke, Manuel Cauchi, Sam Chapman, Stefan Cronwall, Katinka Egres, Agnes Kittelsen, Ian Knauer, Ole Sletner
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: DCM, Universum
Kinostart: 21.03.2013
DVD- & BD-VÖ: 19.11.2013