Silver 1: Der Fluch des Silberdrachen

franck-silver-1-cover-vorschauBei Schreiber und Leser ist jüngst der erste Sammelband des Gruselkrimis „Silver“ auf Deutsch erschienen. Eine anspielungsreiche Story um einen Meisterdieb, der auf der Suche nach Draculas Silberschatz ist. Autor und Zeichner Stephan Franck erfüllt sich mit dieser anspielungsreichen Hommage an das Pulp-Genre der dreißiger Jahre einen Traum. Franck ist seit Jahrzehnten als Animationskünstler in der Filmbrache und beschreibt „Silver“  als „Oceans 11 in Draculas Schloss“. „Silver“ ist auch ein feines Beispiel, wie man seine kreativen Ideen  heutzutage auch in Eigenregie verwirklichen kann. Aber dazu später mehr.

James Finnegan ist im New York des Jahres 1930 ein gesuchter Mann. Der Meisterdieb steht ganz oben auf der Liste der Polizei und bei seinem jüngsten Coup kommt ihm Inspektor Meyrick gefährlich nahe. Als Finnegan mit seiner Crew während einer Auktion die  Harker Stiftung ausrauben will, stößt er zufällig auf das vergessene Tagebuch von Jonathan Harker. Darin beschreibt dieser einen riesigen Silberschatz, der in einem Schloss in Transsilvanien versteckt liegen soll.

Weil Finnegan ohne Beute fliehen musste und zusätzlich dabei auch noch den Schlüssel zu dem Bankschließfach verloren hat, das die „Altersversorgung“ seiner Gang beinhaltet, beschließt der Meisterdieb den Silberschatz zu suchen. Doch dazu muss er sein Team vergrößern: Neben den scheinbar hellsichtigen chinesischen Jungen Tao versucht Finnegan auch noch die Enkelin von Van Helsing aufzuspüren. Allerdings macht Rosalynd Sledge einen schrägen Eindruck, denn wie ihr Vorfahr ist auch sie Vampirjägerin.

franck-silver-1-leseprobe-aWer sich bei der Zusammenfassung der Handlung von „Silver“ an Bram Stokers „Dracula“ erinnert fühlt, liegt ganz richtig, denn Comic-Künstler Stephan Franck hatte eine Hommage an den Gruselklassiker im Kopf und so knüpft seine Handlung 50 Jahre Später an „Dracula“ an. Der erste Sammelband, der nun auf Deutsch vorliegt, umfasst drei US-Heftausgaben, die im Wesentlichen die Handlung in Gang bringen und das Team beim Leser einführen. Dabei lässt sich Franck als Routinier des grafischen Erzählens durchaus alle Möglichkeiten offen und es bleibt spannend wohin sich die Story entwickeln wird.

Gelegentlich kommt es vor, dass zu viel Wissen auch belastet. Wer um die Geschichte seiner Kunst weiß, ist nicht notwendiger Weise selbst ein guter Künstler. Glücklicher Weise kann Stephan Franck, der als Animationskünstler für die Filmbranche in Hollywood arbeitet („Drachenzähmen leicht gemacht“, „Der Gigant aus dem All“), seine Vorbilder und Referenzen in „Silver“ so einbauen und ausleben, dass etwas Eigenes entsteht. Die Anspielungen an Kriminal-und Gruselliteratur und alte Schwarz-Weiß-filme au den Dreißigern steht bei „Silver“ Pate, aber die Geschichte selbst hat einen ziemlich modernen Drive und spielt auch mit diesen Vorbildern.

franck-silver-1-leseprobe-bStilistisch erinnert „Silver“ vor allem wegen des intensiven Einsatzes großer Schattenflächen, auch aber wegen des zeitlichen Settings, ein bisschen an Mike Mignolas „Hellboy“. Allerdings tauchen im Auftaktband kaum übernatürliche Wesen auftauchen. Das wird sich in der weiteren Erzählung sicher deutlich ändern. Ie Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet und mysteriös gehalten. Wir bleiben gespannt. Und gehen mal davon aus, dass mit fortlaufender Erzählung auch die gelegentlich etwas hölzernen Dialoge an Pepp gewinnen.

Stephan Franck gibt im Bonusmaterial des Sammelbandes freimütig Einblick in seinen Arbeitsprozess und vor allem für angehende Comiczeichner sind die absolut lesenswert. Franck referiert sehr kundig  über Seitengestaltung, Perspektive und Erzähldynamik und zeigt das auch immer sehr lehrhaft am Beispiel von Entwurfszeichnung und fertiger Comicseite.

Es ist naheliegend, dass Stephan Franck „Silver“ als Story für einen Film angelegt hatte. Aber als absehbar wurde, dass aus dem Film nichts werden wird, hat sich der Autor und Zeichner entscheiden, daraus in Eigenregie einen Comic zu machen. Dazu hat Stephan Franck seinen eigenen Verlag gegründet, Dark Planet, und seine Comics selbst über das Internet vertrieben. Zur Finanzierung eines gedruckten Sammelbandes (der hier auf Deutsch vorliegt), rief Franck eine Kickstarter-Kampagne ins Leben. Das Crowdfunding war erfolgreich und ermöglicht es, „Silver“ in die Buchhandlungen zu bringen und neue Leser zu erreichen. Und wie die inzwischen auch in Europa aufgelegten Ausgaben zeigen, mit Erfolg. In den USA ist jüngst der siebte Band der „Silver“-Saga erschienen. Insofern ist „Silver“ auch in lehrreiches Beispiel dafür, dass man sein „Projekt“ auch durchziehen kann. Das Internet macht‘s möglich und Crowdfunding kann auch Projekte möglich machen, die für herkömmliche Verlage zunächst kommerziell nicht lohnenswert erscheinen.

Mit dem Auftakt der Horror-Krime-Pulp-Saga „Silver“ landet Comic-Künstler Stephan Franck nicht nur eine liebevolle Hommage an „Dracula“ sondern auch eine zunehmend spannende und witzige Story, die Einiges an Potential besitzt. Definitiv einen Blick wert.

Comic-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

franck-silver-1-coverSilver 1
OT: Silver Volume 1
Genre: Comic, Krimi, Horror
Autor & Zeichner: Stephan Franck
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser
VÖ: 04.10.2016

Silver bei Schreiber und Leser
Dark Planet Comics