Manolo und das Buch des Lebens: Liebe auf Mexikanisch

Rechtzeitig zu Halloween und dem ganzen Geistertrubel veröffentlicht 20th Century Fox einen der schönsten Animationsfilme des Jahres für das Home Entertainment. „Manolo und das Buch des Lebens“ sollte große und kleine Zuschauer begeistern. Die klassische Liebesgeschichte ist auch eine quietschbunte Hommage an die mexikanische Kultur. Ein tolles Animationsabenteuer mit originellen Charakteren und großartiger Musik.

Wenn Götter Wetten abschließen, bedeutet das für die Menschen meistens erhebliche Turbulenzen. An irgendeinem  2. November, dem „Tag der Toten“, wetten La Muerte, Herrscherin über das Reich der Erinnerten, und Xibalba, Herrscher über das Reich der Vergessenen, auf die Liebe der schönen Maria. Das junge Mädchen hat schon jetzt zwei Verehrer: Manolo ist der Sohn eines Stierkämpfers, spielt aber lieber Gitarre, und Joaquin, ist als Sohn eines heldenhaften Soldaten genauso mutig geraten. Selbstverständlich setzt Xibalba auf Joaquin, während Manolo der Favorit von La Muerte ist. Der Einsatz ist hoch, der Gewinner darf das Reich der Erinnerten regieren.

Jahre später, als die beiden Freunde erwachsen werden, greift Xibalba mit einer List in die Wette ein und Manolo landet im Reich der Erinnerten. Nun muss er sich den abenteuerlichen Weg zurück ins Leben und zu seiner Liebe erarbeiten, bevor Joaquin Maria heiratet.

Um „Manolo und das Buch des Lebens“ genießen zu können, sollte man vielleicht wissen, dass der Umgang mit den Verstorbenen in Mexiko ein völlig anderer ist als in unserer Kultur. Am Tag der Toten, dem 2. November, der von Katholiken weltweit als Allerseelen begangen wird, sind die Übergänge zwischen den drei Welten durchlässig und so können die Lebenden mit den Ahnen in Kontakt treten und mit ihnen feiern. Der „Tag der Toten“ ist in Mexiko eine mehrtägige farbenfrohe ausgelassene Familienfeier. Von der UNESCO wurde diese Tradition zum Meisterwerk des immateriellen Welterbes ernannt. Die Gebeine und vor allem die Schädel der Toten  werden als Calaveras aus Pappmache oder Gebäck geformt und gehören zum Straßenbild und der Erinnerungskultur dazu.

„Manolo und das Buch des Lebens“ ist eine US-amerikanische Produktion, aber mit dem mexikanischen Kulturgut wird liebevoll und vergleichsweise achtsam umgegangen, typisch amerikanische Werte wie  Individualismus und der unbedingte Glaube an den eigenen Erfolg weist die Story dennoch auf. Dazu gibt es viele bekannte Hits und Songs im Mariachi-Stil zu hören, was für erhebliche gute Laune sorgt.

Regisseur und Drehbuchautor Jorge R. Gutierrez ist Mexikaner und es gelingt ihm mit „Manolo und das Buch des Lebens“ eine originelle und sehr lebendige Hommage an die mexikanische und lateinamerikanische Kultur: Mexiko ist der Nabel der Welt und unter der Hauptstadt liegt das Reich der Erinnerten, in dem jene Verstorbenen wohnen, derer noch von ihren Familien gedacht wird. Diese farbenfrohe Dauerfiesta  regiert La Muerte, doch noch weiter in der Tiefe gibt es noch ein weiteres Reich, das Reich der Vergessenen, in dem alles freudlos und grau ist. Hier regiert Xibalba.

Zwar sind die Figuren CGI-animiert, aber als marionettenhafte Holzfiguren angelegt, um den Einfluss höherer Mächte darzustellen. Das hat weniger mit Pinocchio zu tun, als mit einer Verspieltheit, die in der 3D-Fassung ihre ganze Pracht offenbart. Dadurch gelingt es dem von Guillermo del Toro („Hellboy“, „Pans Labyrinth“) produzierten Film, eine hinreißende Geschichte zu erzählen, in der der kulturelle Hintergrund lebendig mit der eher schlichten aber abenteuerlichen Handlung zu einem furiosen Ganzen verschmilzt. Dafür konnte man einen extrem namhaften Original-Sprechercast begeistern: um Zoe Saldana, Diego Luna und  Chaning Tatum, Ron Perlman, Ice Cube und Christina Applegate. Aber auch die Synchronfassung mit Giovanni Zarella als Manolo und Pega Ferydoni als Maria in den Hauptrollen kann sich hören lassen.

„Manolo und das Buch des Lebens“ ist ein turbulentes, romantisches und absolut sehenswertes Animationsabenteuer, das man mit der ganzen Familie genießen kann. Stilistisch ist der Film einer der originellsten seit langem und die so fremde mexikanische Erinnerungskultur ist ebenso faszinierend  wie interessant. Man kann sich als Zuschauer aber auch einfach in eine fantastische, magische und witzige Liebesgeschichte stürzen.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Manolo und das Buch des Lebens
OT: Book of Life
Genre: Animation, Comedy, Romanze
Länge: 95 Minuten, USA 2014
Regie:  Jorge R. Gutiérrez
FSK: ab 6 Jahre
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 12.02.2015
DVD-& BD-VÖ: 2.10.2015