Deadly Class -Tödliches Klassenzimmer 1: Teenage Kicks

Comic-Autor Rick Remender hat für Marvel Comics nicht nur die hochgelobten “Uncanny Avengers” und “Uncanny X-Force” auf den Weg gebracht, sondern in seiner vielseitigen Karriere auch an Animationsfilmen, Computerspielen und als Covergestalter für Musikalben gearbeitet. Dabei erweist sich der 1973 geborene Remender immer wieder als erstaunlich treffsicher in seinen popkulturellen Bezügen. Die kantige und derbe Serie „Deadly Class“, die seit 2014 bei Image Comics aufgelegt wird, erscheint nur endlich auch hierzulande. Panini hat gerade den ersten Sammelband „1987 –Reagan-Jugend“ vorgelegt. Hier werden Kids zu Killern ausgebildet. Die ungewöhnliche Highschool Geschichte ist aufgrund ihrer Härte und Derbheit aber eher etwas für ältere Leser. Die allerdings erwartet eine rundum gelungene, originelle und  abgedrehte Serie ohne Superhelden.

Der Waisenjunge Marcus lebt Mitte der Achtziger Jahre obdachlos im Dreck der Straße und schlägt sich gerade so durch: Immer kurz vor dem Hungertod, oft genug auf Droge und gelegentlich einfach lebensmüde, hat Marcus doch einen erstaunlichen Überlebensinstinkt entwickelt. Der wird vor allem von seinem Hass getrieben.  Den er macht niemand anderen für seine Situation und den Tod seiner Eltern verantwortlich als den amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan.

Und gerade das macht ihn für Meister Yin interessant. Der leitet  die Kings-Dominion-Schule der tödlichen Künste, die seit Generationen Attentäter ausbildet. Und so findet sich Marcus ohne Freunde auf einer schrägen Schule wieder. Marcus muss sich hier erst einmal akklimatisieren und die unterschiedlichen Gangs abchecken, findet aber schnell die Außenseiter, die heimlich in der Raucherecke abhängen und lernt, dass ihm ein gewisser Ruf vorauseilt. Trotzdem halten ihn die meisten seiner Mitschüler für eine Lusche. Auch der Unterricht ist beileibe nicht nur theoretisch. Schon bald muss Marcus beweisen.

In der düsteren, punkigen Comic-Serie Deadly Class, die Autor Remender zusammen mit Zeichner Wes Craig und Kolorist Lee Loughride entwickelt hat, verwursten die Künstler auch ihre eigenen mehr oder minder ätzenden Schulerfahrung, das aber auf höchst rockige Art und Weise. Vor allem gefällt am Auftakt der ebenso actionreichen wie abgewetzten Serie das stimmige Gesamtkonzept: schräge Story, lässige Charaktere, coole Zeichnungen und dynamisches Paneling und eine Farbkonzept, dass alles wunderbar zusammenführt. Zuletzt habe ich ein so perfekt funktionierendes  Trio nur in „East of West“ gelesen.

Und die Story bietet Raum für einige wunderbare Wendungen. Nach dem Auftakt auf der Straße geht es mit einer Killer-Schulaufgabe weiter und landet schließlich bei einem nicht genehmigten Schulausflug mit krassen Folgen für Marcus. Hunter S. Thompson („Fear and Loathing in Las Vegas“) und The Grateful Dead lassen grüßen. Joey “Shithead” Keithley, der Sänger der kanadischen Punk-Veteranen D.O.A. hat mal behauptet, die einflusstreichste Gestalt den amerikanischen Punk Rock sein Ronald Reagan gewesen und die Anti-Reagan-Hymne „Fucked Up ronnie“ angestimmt. „Deadly Class“ setzt da schon irgendwie an.

Wer mit diesen Bezugsgrößen, jeder Menge Outsider-Themen der Achtziger und einem spannenden, aber mäandernden  Erzählfluss etwas anfangen kann, der wird „Deadly Class“ lieben. 

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Deadly Class -Tödliches Klassenzimmer 1: 1987 – Reagan-Jugend
OT: Deadly Class 1-6, Image Comics, 2014
Autor: Rick Remender
Zeichner: Wes Craig
Farben: Lee Loughridge
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 180 Seiten
VÖ: 30.09.2015

Deadly Class 1 bei Panini

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