Landraub –Der Film: Die globale Jagd nach Ackerland

2015 ist von der Uno als „Internationales Jahr des Bodes“ ausgerufen. Dabei geht es in Sachen landwirtschaftliche Nutzfläche schon längst nicht mehr um  immer noch drängende Umweltprobleme wie Bodenerosion oder Einsatz von Chemikalien. Die Finanzmärkte der Welt haben Anbaufläche als Spekulationsobjekt entdeckt und global findet im großen Stil Verdrängung von Kleinbauern statt. Land Grabbing ist das Stichwort zu der großartig recherchierten und absolut sehenswerten Doku „Landraub“ von Kurt Langbein und Christian Brüser.

Die Dokumentarfilmer haben sich jahrelang mit dem Thema „Land Grabbing“ beschäftigt. Land Grabbing bezeichnet grob vereinfacht die Aneignung von Land durch finanz- oder wirtschaftsstarke Akteure. Die renommierten Journalisten und Dokumentarfilmer haben sich weltweit auf eine Spurensuche begeben, um dem Phänomen ein Gesicht zu geben. Dabei kommen sowohl betroffene, weil vertriebene Kleinbauern, Großinvestoren, Plantagenarbeiter und auch Finanzakteur und Politiker zu Wort.

In Kambotscha trifft das Filmteam einen Mönch, der sich um die Belange der Kleinbauern kümmert, die ihre Existenz für eine große Zuckerplantage aufgeben musste. Im Panat in Rumänien erzählen eine österreichsicher Investor und ein ortsansässiger Kleinbauer von den Möglichkeiten und Schwierigkeiten ihres Engagements, in Indonesien werden die Arbeiten auf einer Palmöl-Plantage gezeigt, in Sierra Leone zeigt der Film eine funktionierende Dorfgemeinschaft, die durch kleinbäuerliche Strukturen ihr Leben verbessert. Daneben besuchen die Filmmacher eine Anlegerberatung zum Thema landwirtschaftliche Investitionen, befragen einen Politiker zur Subventionspolitik der EU und einen Finanz-Experten zu den Aussichten der Palmöl-Industrie.

Aus all diesen Stationen ergibt sich ein zusammenhängendes, journalistisch exzellent aufbereitetes Themen-Bild mit vielen Aspekten. Dabei geht es der Doku keineswegs darum, die Großinvestoren bloßzustellen, dafür sorgen diese schon selbst. Vielmehr gilt es die Argumentationen der Agrarindustrie zu hinterfragen, dass nur eine industrielle Landwirtschaft die globale Ernährungssicherung gewähren kann. Der Agrarwissenschaftler und Biobauer Felix zu Löwenstein (auch schon in „10 Milliarden –werden wir alle satt“ zu sehen) zeigt auf, dass kleinbäuerliches, regionales Wirtschaften sehr wohl eine Alternative zu agrarindustriellen Großstrukturen darstellen kann. In Äthiopien zeigt sich das eindrucksvoll. Aber das Problem des Landraubs ist keineswegs nur eines der so genannten Entwicklungsländer. Mit ihren Fördermitteln verstärkt und unterstützt die EU beispielsweise die Entstehung von großen Agrarflächen und die Vertreibung von Kleinbauern.

Formal ist „Landraub“ eine wirklich herausragende Doku, eben weil sich der Film darauf beschränkt, zu zeigen und nicht zu kommentieren. Auch wird der Zuschauer nicht mittels quasi-rhetorischem Ansatz zur Betroffenheit verdammt wie das in „10 Milliarden“ leider der Fall war. In „Landraub“ wirken die Bilder und die aussagen für sich und vermitteln gerade darum eine Dringlichkeit, sich selbst und den eigenen Lebensstil zu hinterfragen. Die gut belegten, erschreckenden Fakten werden schlicht und wirkungsvoll mitgeliefert. Zur Ergänzung sie auch noch auf Kurt Langbeins lesenswertes persönliches Buch zum Film hingewiesen.

Der großartige Dokumentarfilm „Landraub“ befasst sich differenziert mit einem der dringlichsten globalen Probleme unserer Zeit und der Zukunftsperspektive unseres Planeten. Ein wichtiges Thema, ein wichtiger Film und nicht nur darum auch eine der Besten Dokus der vergangenen Jahre.

Film-Wertung: 10 out of 10 stars (10 / 10)

Landraub – Der Film
Genre: Dokumentarfilm, Landwirtschaft, Wirtschaft
Länge: 95 Minuten
Regie: Kurt Langbein, Christian Brüser
Mitwirkende:
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertreib: Movienet

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