State Of Play: Britischer Politthriller in Bestform

Sommerloch; und Gelegenheit ein paar ältere Unterhaltungsperlen rauszukramen. Die mit Preisen und Kritikerlob ebenso überhäufte wie mit Einschaltquoten belohnte BBC-Produktion „State of Play“ hat alles zu bieten, was einen guten Thriller ausmacht: Gute Story, gute Charaktere, Spannung und grandiose Schauspieler. Dass Hollywood die Miniserie von 2003 mit einem Kinoremake (2009) adelte, spricht wohl für sich selbst. Aber das Origonal ist um einiges besser. In London wird ein Kleinkrimineller erschossen und beinahe zeitgleich wird die Sekretärin des aufstrebenden Politikers Stephen Collins von der U-Bahn überrollt. Reporter Cal McCaffrey ermittelt.

Während der Pressekonferenz reagiert der Politiker Collins (David Morrissey) überzogen, so dass viele vermuten, die Tote sei mehr gewesen als nur eine Mitarbeiterin. Der Reporter Cal McCaffrey (John Simms) ist mit Collins befreundet und versucht eigentlich nur ihm beizustehen. Als eine Verbindung zwischen den beiden Toten aufgedeckt wird, drängt der Chefredakteur auf eine Story und Cal gerät in eine Zwickmühle.

Im Laufe der Handlung kommt es schnell zu Verwicklungen auf allen Ebenen und diverse politische und wirtschaftliche Interessengruppen rücken in das Gesichtsfeld der ermittelnden Reporter. Denn Cal bekommt Unterstützung von einigen Kollegen. Dass sich der Journalist in die Frau seines Freundes Stephen verliebt, kann nicht gerade als professionelles Verhalten gewertet werden.

Was „State of Play“ seinerzeit so hervorragend machte (und immer noch macht), ist neben der Story auch das Format. Man gibt dem Plot Raum und Zeit, sich zu entwickeln, walzt das Konzept aber auch nicht unendlich aus. Die 300 Sendeminuten, aufgeteilt in 6 kurzweilige Häppchen sind eine wunderbares Timing, damit die Story nicht von immer neuen unerwarteten Wendungen ins Unendliche gezerrt wird, wie dies beispielsweise in den späteren „24“ Staffeln geschah. Andererseits reicht die Sendezeit, um eine Handlungskomplexität auf mehreren Ebenen aufzubauen und den Charakteren Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.

Der aufmerksame Fernsehzuschauer hätte schon Anfang 2008 auf dem Kultursender Arte die Gelegenheit gehabt, das Serien-Juwel aus dem Jahr 2003 zu sehen: Unter dem Titel „Mord auf Seite eins“ liefen die 300 Sendeminuten der Thrillerperle irgendwann zu nachtschlafener Zeit, wie so häufig bei Arte.

Für eine TV-Produktion ungewöhnlich ist die absolut hochkarätige Besetzung. Fast alle tragenden Rollen sind mit international (inzwischen) bekannten Schauspielern besetzt. Der grandiosen Bill Nighy („Underworld“, Love Actually“) in der Rolle des Redaktionschefs hat alle Lacher auf seiner Seite, auch wenn sein missratener Sohn James McAvoy („Wanted“, „Der letzte König von Schottland“) notgedrungen mitrecherchiert.

John Simms, hierzulande durch die Serie „Life on Mars“ bekannt, trägt in der Hauptrolle des hin- und hergerissener Journalist Cal die richtige Mischung aus Skrupel und Abgebrühtheit, Loyalität und Karrieregeilheit zu Markte, um überzeugend rüberzukommen und die Story zu tragen. Das Drehbuch stammt vom mehrfach ausgezeichneten Serienprofi Paul Abbott. Die Regie führt David Yates, der sich damit im Jahr 2003 für den Job als „Harry Potter“-Regisseur empfahl , den er seit „Harry Potter und der Orden des Phönix“ erfolgreich ausfüllt.

Wer spannende Stories ohne stumpfsinnige Action mag, wird mit „State of Play – Mord auf Seite eins“ bestens bedient. Der Vergleich zu der aktuellen in Washington angesiedelten Spielfilmvariante kann eigentlich nur zu Gunsten der Serie ausfallen, aber das mag jeder für sich entscheiden. Wer den Film mochte wir sicherlich auch an der Serie Freude finden. Das Ende mag nicht jedem gefallen, fällt aber in jedem Fall überraschend aus. „State of Play“ ist Serienunterhaltung allererster Güte, wie man das von vielen BBC Formaten gewohnt ist. Eine Thrillerperle.

Serien-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

State of Play
OT: State Of Play
Genre: Serie, Thriller,
Länge: 300 Minuten, GB, 2003
IDee & Drebuch: Paul Abbott
Regie: David Yates
Darsteller: James McAvoy, Bill Nighy, John Simms
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband
DVD VÖ: 27.08.2009