The Team: Drei Länder. Drei Ermittler. Ein Fall

Das organsierte Verbrechen hält sich ebenso wenig an nationale Grenzen wie die internationalen Wirtschaftskonzerne. Global Player, denen die Behörden nicht immer angemessene Kontrollorgane gegenüberstellen können. Innerhalb der Europäischen Union gibt es für die Polizei Europol seit einigen Jahren sogenannte JITs. Joint Investigation Teams, oder deutsch: Gemeinsame Ermittlungsgruppen –GEG, die jeweils für eine länderübergreifende Ermittlung zusammengestellt werden. Der vom ZDF koproduzierte Serienthriller „The Team“ nutzt eben diesen internationalen Ansatz, um deutsche, dänische und belgische Kommissare auf die Spur eines Menschenhändlers zu schicken. Da ist zwar nicht alles Gold, was glänzt, aber spannend und unterhaltsam ist die Krimiserie schon ausgefallen.

Nacheinander werden in Antwerpen, Berlin und Kopenhagen Prostituierte getötet. Der Modus Operandi scheint immer derselbe zu sein: Ein Schuss ins Auge und die Amputation eines Fingers. Europol setzt auf den Fall eine GEG an. Die besteht aus dem dänischen Kommissar Harald Bjørn (Lars Mikkelsen), der Berliner BKA-Kommissarin Jackie Müller (Jasmin Gerat) und der belgischen Kommissarin Alicia Verbeek (Verle Baetens). Nach anfänglicher Verwirrung führen die Ermittlungen zu einem sechs Jahre zurückliegenden Mord nach gleichem Muster. Damals war der Journalist Jean-Louis Poquelin (Carlos Leal) als Mörder an einer Prostituierten in Antwerpen überführt worden. Und Poquelin rückt auch diesmal in den Fokus der Ermittlungen.

Tote Nutten und Videokonferenzen

Doch der Journalist hatte vor Jahren auch Kontakt zu dem in Berlin lebenden litauischen Geschäftsmann Marius Loukauskis (Nicholas Ofczarek) über den er ein Buch schreiben wollte. Loukauskis gilt, ohne dass man es nachweisen könnte, als Drahtzieher eines riesigen kriminellen Netzwerks. Das hat sich über ganz Europa verbreitet und macht vor allem im organisierten Menschenhandel seine Profite. Anlass genug, auch dieser Spur nachzugehen, denn auch Loukauskis hat ebenfalls Verbindungen zu den ermordeten Prostituierten.

Das ZDF ist als Produzent dieses internationalen Serienprojektes federführend. Die Herstellung dauerte acht Monate und war für ein TV-Serienformat durchaus kostspielig. Das sieht man dem Ergebnis, das nicht im Studio, sondern an Originalschauplätzen entstand, auch durchaus an. „The Team“ sollte aber trotz europäischer Bühne einen skandinavischen Look erhalten, weshalb man sich für die dänischen Regisseur Kathrine Windfeld und Kasper Gaardsøe entschied, um das Drehbuch aus der Feder von Mai Brostrøm und Peter Thorsboe umzusetzen. Gedreht wurde auf Englisch und in den jeweiligen Landessprachen, weil es ja keinen Sinn macht, wenn sich das Berliner Team nicht auf Deutsch unterhält. Das wird in der deutschen Synchronfassung allerdings weniger deutlich. Zu bemerken ist lediglich, dass die deutschen Darsteller bei der eigenen Nachsynchronisation nicht ganz so lebendig wirken wie in jenen Szenen, in denen sie ihre Muttersprache reden. Im mulitlingualen Original geht das Kommunikationskonzept auf.

Der Fiesling mit dem Kruzifix-Tattoo

Mit dem Fall, der um diese spezielle JIT herum aufgebaut ist, setzten die Drehbuchautoren, die fast immer gemeinsam arbeiten im Grunde die Linie fort, die sie bereits mit der dänischen Erfolgsserie „Der Adler“ eingeschlagen haben. Das atemlose Ermitteln von Hallgrim Hallgrimsson (Jens Albinus) und seinen Ermittlungsspezialisten ist in „The Team“ allerdings kaum noch zu bemerken. Zwar läuft den Polizisten auch immer die Zeit weg, aber das Erzähltempo ist etwas betulicher ausgefallen und es bleibt viel Platz für Nebenschauplätze und das Privatleben der Ermittler.

Als Thriller funktioniert „The Team“ über weite Strecken richtig gut, kann mit einer Mixtur aus (manchmal unlogischen) technischen Spielereien und Videokonferenzen, Vorortermittlungen und Tatortuntersuchungen eine solide Spannung aufbauen und die drei Kommissare und ihre Teams gut etablieren. Gleichwohl ist das Script nicht in allen Belangen und Wendungen hochklassig und gelegentlich wird das Geschehen absehbar. Auch die Privatleben der Ermittler wirken in einigen Szenen seltsam bemüht, etwas überkonstruiert und so, als müsse hier noch ein sozialer Problembereich thematisiert werden. Da hätte man der hochkarätigen Besetzung, die sich richtig gut schlägt, etwas Persönlicheres und auch Authentischeres gewünscht.

Let’s Work Together

Vor allem zu Beginn gelingt es „The Team“, die Ortswechsel und die Dringlichkeit der Ermittlungen gut zu fassen und ohne großen Orientierungsverlust des Zuschauers auf den Punkt zu bringen. In der zweiten Hälfte der Serie franst aber die Ermittlung ein wenig aus und so wie sich der Fokus verschiebt, wird auch die Spannung nicht mehr durchgehend hochgehalten. Nun geht es eher darum, das ganze menschenverachtende Ausmaß der kriminellen Aktivitäten zu erfassen. Auch das hat seine Thriller-eigene Logik und seine dunkle Faszination. Die Inszenierung ist in der Tat sehr skandinavisch geworden und auch der poppige Titelsong „Northern Rd.“ der belgischen Band Intergalactic Lovers hört sich recht nordisch an und ist ein eingängiges Thema.

Nicht immer bestraft das Leben den, der zu spät kommt. Gerade wenn man sich auf die Home Entertainment Titel spezialisiert hat, entgeht einem das mediale Echo der TV-Ausstrahlung. Im Fall von „The Team“ war das zumindest hierzulande nicht eben gering. Es gab schon vorab Schelte für das ZDF, weil man keine deutschen Autoren verpflichtet hat, Weil die Produktion etliche Rundfunkgebühren verschlang.

Mediales Echo

Dann hat der Sender die Serie auch noch im Internet verfügbar gemacht, bevor sie im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das sorgte ebenfalls für Kommentare. Und schließlich wurde von großen Teilen der serienaffinen Medienwelt die mangelnde Qualität der Serie bemängelt. Alles durchaus diskutabel, aber für den DVD- & Blu-ray-Endverbraucher insofern irrelevant, als dass er gemütlich vor der eigenen Glotze sitzen kann, und wählen, ob er die Serie im Original oder auf Deutsch sehen will, und wann dafür die beste Zeit ist.

Die für ein europäisches TV-Format hohen Kosten müssen sich auch entsprechend auszahlen. Deshalb wägt das Format wie auch jeder Kino-Blockbuster ab zwischen Qualität und Massentauglichkeit. Die unterschwellige Huldigung des investigativen Journalismus‘ an sich, die am Ende dann doch etwas zu plakativ ins Bild geschoben wird, macht das Dilemma zwischen Kunst und Mainstream dann vielleicht am offensichtlichsten.

Die TV-Thriller-Serie „The Team“ setzt auf eine neue, europäische Serien-Spielwiese, jenseits nationaler Grenzen, und liegt damit richtig. Das Konzept hat Potential. Das hochklassig dargestellte Ermittlerteam  der ersten JIT ist nicht immer aufs Äußerste gefordert. Die komplexe Handlung will definitiv mehr als hinsichtlich Spannung und atmosphärischer Dichte gut für sie ist. Alles in allem ist „The Team“ aber ein durchaus sehenswertes Kriminalformat, das über weite Strecken gute Genrekost liefert.

Serien-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

The Team: Drei Länder. Drei Ermittler. Ein Fall
OT: The Team
Genre: Thriller, Krimi, Serie
Länge: 480 Minuten, (8 x 60 & Bonusmaterial),
Regie: Kathrine Windfeld, Kasper Gaardsøe
Idee & Drehbuch: Mai Brostrøm, Peter Thorsboe
Darsteller: Jasmin Gerat, Verle Baetens, Lars Mikkelsen
FSK: Ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion, ZDF,

DVD-& BD_VÖ: 03.04.2015