Miracleman – Band 2: Der rote König

MIRACLEMAN2_Hardcover_vorschauAnfang der 1980er Jahre brachte die Wiederbelebung des damals noch „Marvelman“ genannten Helden neuen Schwung in die Superheldencomics. Das Genre wurde deutlich erwachsener und auch ernsthafter. Nach diversen Rechtsstreitigkeiten hat der Marvel Verlag die Stories nun wieder aufgelegt und bei Panini erscheinen die „Miracleman“-Comics nach fast 30 Jahren erstmals auf Deutsch. Der zweite von vier Bänden „Der rote König“ macht da weiter wo „Der Traum vom Fliegen“ aufgehört hat und die Geschichte wird deutlich interessanter, wenn Mike Moran seinen Erzfeind Doktor Gargunza trifft.

Während seine Frau hochschwanger ist, versucht der englische Journalist Michael Moran mit seiner zweiten Identität als unerschütterlicher und unverwundbarer Superheld „Miracleman“ klarzukommen. Er braucht nur „Kimota!“ zu rufen und schwupps, verfügt der Mann mit deutlichem Bauchansatz und sich ausbreitenden Geheimratsecken über Superkräfte. Aber irgendwie ist es schon seltsam, wenn der Superheldenteil in einem der eigentliche Vater des Kindes ist.

Nun ja, mit dem mysteriösen Evelyn Cream hat Michael einen Verbündeten, der ihm hilft, aus den Geheimdienstmachenschaften von Sir Dennis herauszukommen, in die Miracleman verwickelt war und ist. Doch dann bekommt der ebenso geniale wie übergeschnappte Wissenschaftler Emil Gargunza die schwangere Liz in seine Hände und Miracleman macht sich auf den Weg nach Südamerika. Doch der Genetiker Gargunza, der für Miraclemans Entstehung maßgeblich verantwortlich ist, kennt dessen Schwächen.

Auch wenn es auf dem Band mal wieder nicht vermerkt ist – wahrscheinlich aufgrund von Rechtstreitigkeiten – hat neben Autor und Zeichner Alan Davis vor allem die englische Comic-Legende Alan Moore an der Neuerfindung des „Miracleman“ geschrieben. Und der führt den Leser auch in  – für damalige Zeiten – genreuntypische Gefilde. Nicht nur, dass man hier in einem Superhelden-Comic tatsächlich mal eine Geburt zu sehen bekommt (wurde seinerzeit auch als Hinweis für die Eltern auf dem Cover bemerkt), nein, Gargunzas Lebenslauf führt auch über eine Vergangenheit im Dienst der Nazis und in die Tiefen der Traumforschung.

Bei all dem gelingt es den in kleinen, dem ursprünglichen Magazinformat geschuldeten Episoden gereichten Story-Häppchen auch noch den Spirit der Originalgeschichten von Mick Anglo einzubauen und auf damaligen Handlungsbögen aufzubauen. Das ist große Erzählkunst und entwickelt nach eher bedächtiger Figurenaufstellung schnell einen Sog, der nicht auf dem genreüblichen Action-Momentum beruht.

Das Artwork ist sehr gelungen, auch wenn man die Achtziger deutlich am Stil erkennt. Die Restaurierung vom Michael Kellehner ist ebenfalls beachtlich ausgefallen und lässt „Miracleman“ in angemessenem Glanz erstrahlen. Wie so häufig setzt der Autor weniger auf Dialoge und Sprechblasen innerhalb der Panels, sondern treibt die Story mit diversen Erzählstimmen, die als innere Monologe oder Gedankengänge der Figuren eingefügt sind, voran. Das ist schon typisch für Alan Moore, hat aber auch mit einer anderen Art des grafischen Erzählens zu tun. Heute verzichtet man im Superhelden-Comic generell weitgehend auf die begleitenden Textboxen.

Neben diversen Cover-Artworks, Abbildungen von „Warrior“-Originalzeichnungen gibt es noch eine kleine Story, die „Die Guerneville-Überschwemmung“ heißt. Darin thematisieren die Comic-Macher auf unterhaltsame Weise die Mechanismen des Marktes und plaudern ein bisschen aus dem Nähkästchen. Anlass dafür ist die Überflutung des Ortes, in dem der Verlag seinerzeit ansässig war, und die eine Einhaltung der Deadline unmöglich machte. Nette Episode.

Der zweite Band der „Miracleman“ –Stories ist inhaltlich überzeugender als der Vorgänger und macht auch nach drei Jahrzehnten noch Spaß. Vor allem die eigenständige Weiterentwicklung der von Mick Anglo in den Fünfzigerjahren geschaffenen Figur weiß zu überzeugen.

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

MIRACLEMAN2_Hardcover_599Miracleman: Der rote König
OT: Miracleman: The Red King Syndrome, The Guerneville- Flood, Marvel Comics
Autor: Mick Angelo, Alan Moore
Zeichner: Allan Davis, John Ridgeway, Chuck Austen, et al.
Farben: Steve Oliff
Übersetzung: Gerlinde Althoff,
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 180 Seiten
Hardcover-VÖ: 09.12.2014

Miracleman 2 bei Panini

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Miracleman: Der rote König