The Congress: Schöne, bunte Zukunft!

Einigen galt und gilt Stanislaw Lems Sci-Fi-Klassiker „Der futurologische Kongress“ als unverfilmbar. Nun, der israelische Filmmacher Ari Folman, der mit „Waltz with Bashir“ einen innovativen und mehrfach ausgezeichneten dokumentarischen Animationsfilm erschuf, hat sich des Genreklassikers angenommen. Die bildgewaltige Mischung aus Real- und Animationsfilm „The Congress“ ist gleichermaßen kurzweilig wie tiefgründig. Trotzdem konnte der Film mit Robin Wright in der Hauptrolle hierzulande an der Kinokasse nicht überzeugen. Das muss man nicht verstehen.

Die alternde Schauspielerin Robin Wright (Robin Wright) gilt als kapriziös und hat sich karrieretechnisch ins Abseits bugsiert. Ihr Agent Al (Harvey Keitel) unterbreitet der Actrice ein letztes Angebot des Filmstudios. Filmproduzent Jeff (Danny Huston) bietet an, Robin Wright komplett und mit allen emotionalen Ausdrücken einzuscannen. Aus den Daten will die Filmfirma dann Filme mit der Schauspielerin kreieren. Sie selbst muss vertraglich zusichern, nie wieder auftreten. Nach anfänglichem Sträuben willigt Robin Wright aus finanziellen Erwägungen ein.

congress_stills_03Etwa 20 Jahre später hat sich die Welt komplett verändert: Dank Psychopharmaka leben die Menschen zu großen Teilen in virtuellen Welten und nur wenige setzen sich noch der niedergehenden realen Welt aus. Robin Wright, inzwischen ein virtueller Mega-Star, wird zu einem Kongress eingeladen, der in der animierten Zone stattfindet. Dort hofft sie,  auch ihren Sohn zu finden, aber vor allem will ihr Filmproduzent Jeff ein weiteres Angebot machen.

congress_stills_02Filmmacher Ari Folmann trägt die Idee schon mit sich herum, seit er Stanislaws Lems „Der futurologische Kongress“ als Jugendlicher zum ersten Mal las. Statt des Weltraumabenteurers Ijon Tichy schickt Folman die Schauspielerin Robin Wright in diese von Chemikalien geschönte Zukunft. Dabei greift die Story geschickt und zugleich verwirrend auf Karriereeckdaten der realen Darstellerin zurück, wie etwa ihre hochgelobte  Rolle in „Die Braut des Prinzen“ (1987), gleichzeitig kommen fiktive Elemente in das Leben der Hauptfigur, wie etwa die schleichende Erblindung ihres Sohn Aaron (Kodi Smith-McPhee).

Die zweite Hälfte des Films spielt dann beinahe ausschließlich in der überdrehten Animationswelt, die sich zum Kongress trifft. Hier kann jeder seine Wunschpersönlichkeit sein und man trifft Berühmtheiten und klassische Cartoon-Charaktere, während in der realen Welt das Leben auf ein Existenzminimum reduziert wird und die Menschen fast nur noch vor sich hin vegetieren.

congress_stills_01„The Congress“ ist dabei einerseits durch die technische Umsetzung aber auch durch die emotionale Geschichte fesselnd und schafft es dabei gleichzeitig, eine kritische Betrachtung unseres Lebens und unserer Zukunft zu vermitteln. In all der thematischen Vielschichtigkeit, der Kritik an virtueller Realität und aktuellen Filmbranche verwirrt sich der Film gelegentlich. Doch wie schon bei der Oscar-nominierten Animations-Doku „Waltz with Bashir“ gelingt es Ari Folmann und seinem Animations-Regisseur Yoni Goodman, ein visuelles Feuerwerk mit einer dramatischen Tiefgründigkeit zu verbinden.

Die filmische Umsetzung von Stanislaw Lems Klassiker „Der futurologische Kongress“ fügt der Zukunftsvision des Autors neue, gelungene Aspekte hinzu und Ari Folmann ist ein  nicht nur visuell fantastisches Werk gelungen, das zwar durchaus experimentell ist, aber auch hochgradig unterhaltsam.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

The-Congress-dvdThe Congress
Genre: Sci-Fi, Animation, Trickfilm
Länge: 123 Minuten, USA, 2013
FSK: ab 12 Jahren
Regie: Ari Folman
Darsteller: Robin Wright, Harvey Keitel
Vertrieb: Pandora, Alive
Kinostart: 12.09.2013
DVD- & BD-VÖ:12.06.2014

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