East of West 1: Jenseits der Wüste

EASTOFWEST1_vorschauAllein die Grundidee hat mich angefixt: Einer der vier apokalyptischen Reiter hat keinen Bock mehr! Wenn dazu dann noch eine epische Mischung aus Western und Science Fiction kommt, hat das einiges an Potential. Schon lange war ich nicht mehr so gespannt auf eine Neuerscheinung. Und das Kreativduo Hickman und Dragotta hält den kühnsten Erwartungen stand.

Die Welt in „East of West“ ähnelt unserer schon ein wenig, allerdings ist hier die Vergangenheit etwas anders verlaufen und die vier Reiter der Apokalypse, je nach Auslegung und Übersetzung als Sieg, Krieg, Tod und Krankheit bezeichnet, haben maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Kultur. Nach ihrer dritten Erweckung gestaltet sich das Kräfteverhältnis auf dem amerikanischen Kontinent  in mehrere Blöcke aufgeteilt:  Den weißen Turm, das Haus Mao, die Indianerkommune von Cheowee und die Einflussspähre des Propheten Longstreet. Alle haben mit den Reitern einen Vertrag geschlossen.

Doch nun, als die apokalyptischen Reiter im Jahr 2064 wieder erwachen, ist der Tod nicht mehr unter ihnen. Der hat seine eigenen Pläne und zusammen mit zwei Mitstreitern beginnt er einen Rachefeldzug. Das ist überhaupt nicht im Sinne derer, die die Macht haben und den verbliebenen Reitern, die erst langsam wieder zu alter Stärke erwachsen, bleibt nichts über als den Tod zu jagen.

Es dauert ein bisschen, bis der Leser überhaupt kapiert, um was es geht, aber bis dahin ist der Tod schon mächtig dabei, die Ernte einzufahren. Zeichner Nick Dragotta findet großartige Bilder der westernmäßigen Wüstenlandschaft, die den Auftakt der epischen Story bildet. Nicht umsonst ist der Horizont in den von Frank Martin kolorierten Panels so häufig blutrot. „East of West“ inszeniert dieses Endzeitszenario mit Unmengen an sehr originellen Charakteren, einem gelungenen Mash-up der Kulturen und der Historie und einem Hang zur futuristischen Technik, die irgendwie auch ein bisschen Steampunk ist. Die Mischung lässt an selige „Cowboy Bebop“-Zeiten erinnern und hat, soweit sich das schon absehen lässt, einen ähnlich hohen Kultfaktor wie die Animeserie der Sunrise Animation Studios. Image Comics präsentiert sich nach „Spawn“, „The Walking Dead“, „Chew“ und was weiß ich nicht allem, einmal mehr als Heimstätte origineller Comics, die das Medium voranbringen und nicht in der Jugendunterhaltung stecken bleiben.

Mastermind und Autor Jonathan Hickman, der neben seiner Arbeit bei Marvel (Fantastic Four, u.a.) auch mit der bei Image Comics erscheinenden Serie „Manhattan Projects“ zu begeistern weiß, läuft in „East of West“ zu erzählerischer Höchstform auf. Einerseits spielt Hickman gekonnt und lässig mit historischen Versatzstücken und der uramerikanischen Kultur, andererseits kreiert er eine völlige eigene Welt, die als futuristischer Entwurf wahnwitzig gut funktioniert und etliche saucoole Aspekte beinhaltet. die Höchstwertung bleibt nur aus, weil dies erst der Auftakt ist.

Wer „East of West“ verpasst hat selbst Schuld! Der großartigsten Science-Fiction-Entwurf seit langem und ein wahnsinniger Lesespaß!

Comic-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

EASTOFWEST1_Softcover_386East of West 1
OT: East of West 1-5, Image Comics, 2013
Autor: Jonathan Hickman
Zeichner: Nick Dragotta
Farben: Frank Martin
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 148 Seiten
VÖ: 20.05.2014

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