Der Künstler der die Welt verschuckt

erwin-wurm-cover-vorDer Österreicher Erwin Wurm zählt seit über zwei Jahrzehnten zu den bekanntesten und erfolgreichsten zeitgenössischen Künstlern. Die Doku „Der Künstler der die Welt verschluckt“ begleitet Wurm über vier Jahre bei seiner Arbeit, zwischen Atelier und Ausstellung.

Filmmacher Laurin Merz („1968 – Illusion oder Revolution“) inszeniert den Künstler Erwin Wurm als Mann schneller Entscheidungen, der schon immer Künstler sein wollte und mit seinen „One Minute Sculputures“ Anfang der 1990er Jahre überraschende Berühmtheit erlangte. Seitdem ist der Österreicher aus dem zeitgenössischen Kunstbetrieb kaum wegzudenken.

Seine originelle Kunst, die im Spannungsfeld von Skulptur, Performance und Fotografie anzusiedeln ist, lebt vor allem von der außergewöhnlichen Perspektive. Auch die „One Minute Sculputures“ entstanden, weil Wurm sich fragte, wo Performance endet und zur Skulptur gerinnt. Ausstellungen nimmt der inzwischen erfolgreiche Künstler als notwendiges Übel wahr, das immer auch eine Art Amputation bedeute, weil es die einzelnen Werke aus dem Kontext reißt. Aber von irgendetwas muss man ja leben.

Der Film wirkt durch seine direkte Art und ist vollkommen auf den Künstler ausgerichtet. Um diese Einheit nicht zu zerstören hat Filmmacher Laurin Merz auf biografische Rückgriffe weitgehend verzichtet, bleibt ganz in der Gegenwart und es wurden auch keine Interviews von anderen Personen einbezogen. So erklärt sich wohl auch die kurze Spieldauer von etwas mehr als 50 Minuten. Die aber sind für Kunstinteressierte höchst aufschlussreich und geben einen ziemlich unverfälschten Einblick in die Arbeit und das Selbstverständnis des Künstlers Erwin Wurm.

Als Bonusmaterial gibt es noch zwei Interviews: Die Weggefährten Thaddaeus Ropac, seines Zeichens Galerist, und der Kurator Jéròme Sans sprechen über Erwin Wurm. Eine ebenfalls aufschlussreiche Viertelstunde, die das Künstlerportrait sinnvoll ergänzt.

Fazit: Die erste Doku über den Künstler Erwin Wurm wird wohl nur Kunstinteressierte wirklich zu fesseln wissen, obgleich Filmmacher Laurin Merz mit seinem Cinema Veritè Ansatz ein aufrichtiges Portrait geschaffen hat.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

erwin-wurm-coverErwin Wurm – Der Künstler der die Welt verschluckt
Genre: Dokumentarfilm, Kunst,
Länge: 53 Minuten, 2012
Regie: Laurin Merz
Mitwirkende: Erwin Wurm
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Real Fiction Films
DVD-VÖ: 28.02.2014

Erwin Wurm in der deutschen Wikipedia