Secret State: Grüße vom militärisch-industriellen Komplex

CoupEigentlich ist der stellvertretende britische Premierminister ein braver Parteisoldat und hält sich brav im Hintergrund. Doch der Tod des Premierministers rückt Tom Dawkins in die Machtposition. Nun muss er sich mit einem desaströsen Unfall in einer Fabrik und machtgierigen Parteikollegen  auseinandersetzen. Charakterdarsteller Gabriel Byrne ist genau der richtige Mann für diese Rolle in der britischen TV-Miniserie, Politdrama mit Industriethriller und Spionageaction verbindet.

In Nordengland fliegt eine Mineralölfabrik in die Luft und richtet nicht nur verheerende Umweltschäden an, sondern vernichtet auch hunderte von Arbeitsplätzen. Vize-Premier Tom Dawkins (Gabriel Byrne) ist vor Ort, um die Leute zu beruhigen und die Unterstützung der Regierung zuzusichern. Das gestaltet sich allerdings nicht ganz so einfach, denn der Industriegigant Petrofex ist nicht willens Ausgleichszahlungen zu leisten und die Verantwortung für die Explosion zu übernehmen. Clark (Stephen Dillane), der Vorstandschef des Ölmultis droht offen damit, die Fabrik an  einen billigeren Standort in Osteuropa zu verlegen. Da hilft es auch nicht gerade, dass Premierminister Flyte (Tobias Menzies) sich gerade zufällig mit Clark getroffen hat, denn auf dem Rückflug nach England explodiert die Maschine, die Petrofex gehört und der Premier stirbt.

CoupAls wäre die Industriekatastrophe noch nicht genug, entbrennt in der Partei jetzt ein Gerangel um die Nachfolge des Premiers. Während Dawkins zunächst das Amt übernimmt, streiten sich Außenministerin Yelland (Sylvestra Le Touzel) und Innenminister Durrell um die parteiinterne Nachfolge. Dawkins (Rupert Graves)stellt sich schließlich selbst zur Wahl und gewinnt. Doch der Konflikt mit dem Industriekonzern ist noch lange nicht erledigt und es mehren sich Anzeichen, dass das Flugzeug sabotiert wurde und die Geheimdienste hören nicht nur mögliche Verdächtige ab, auch Tom Dawkins wird überwacht. Er bittet seinen  alten Freund Toni Fossett (Douglas Hodge) um Nachforschungen, als er von der Journalistin Ellis Kane (Gina McKee) Hinweise und vertrauliche Petrofex-Papiere zugespielt bekommt.

CoupMan könnte sagen mit „Secret State“ hauen die Serienmacher einmal richtig auf dem Putz. Haufenweise Personal und diverse Handlungsebenen, die spannend und verworren ineinander gestrickt werden. Das Drehbuch von Robert Jones basiert auf dem Roman „A Very British Coup“ des Journalisten Chris Mullan, der in den 1980ern erschein und bereits damals in einer gleichnamigen Miniserie verfilmt wurde. Doch Jones modernisiert die Story, verfrachtet sie in die Gegenwart und stopft sie voll mit Verschwörungstheorien und paranoider Geheimdienstlogik. Daneben wirken die politischen Ränkespielchen direkt wie ein Kindergeburtstag.

CoupDoch „Secret State“ ist nicht nur ein ganz großes TV-Feuerwerk, sondern hat auch seine Macken. Die verschiedenen Handlungsebenen fügen sich nicht immer stimmig zusammen, gelegentlich muss der Zuschauer arg spekulativ mitdenken und die Charaktere wissen nicht immer zu überzeugen. Was weniger den Darstellern geschuldet ist, als der Zeichnung der Personen. Vor allem Quasibösewicht Clark tritt kaum in Erscheinung und Stephen Dillane hat selten Gelegenheit sein Können als Gegenpart von Gabriel Byrne, der die Serie mit seiner Präsenz trägt, auch wirklich herauszuholen, weil seine Figur zu simpel als ruchlose Heuschrecke gezeichnet ist. Auch die Journalistin Kane hat nur sporadische und kryptische Auftritte, die etwas klischeehaft wirken.

Ereignisreich ist „Secret State“ allemal, vielleicht sogar etwas zu sehr, um die Charaktere auszuloten. Dafür geht es dann turbulent zu. Das mag ein Zeichen unserer Zeit sein, bedeutet allerdings auch einen Qualitätsverlust. Und das Ende legt schon etwas zu offensiv eine Fortsetzung nahe, so dass der Zuschauer sich leicht überrumpelt fühlt. Man kann das Ende aber auch als bewusst offen gehaltenes interpretieren.  Sehenswert ist „Secret State“ aber allemal.

Fazit: Die britische Mini-Serie „Secret State“ kommt spektakulärer und temporeicher daher als andere dramatische Politserien der letzten Zeit. Das ist nicht immer von Vorteil, unterhält aber spannend, guter, wenn auch teilweise verschwendeter, Besetzung und britischer TV-Qualität.

Serien-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Cover_Secret_StateSecret State
OT: Secret State
Genre: Politthriller, Mini-Serie,
Länge: 185 Minuten, GB 2012
Regie: Ed Fraiman
Drehbuch:
Darsteller: Gabriel Byrne, Gina McKee, Douglas Hodge, Ralph Ineson
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel
DVD-VÖ: 07.02.2014