Jack Taylor: Melancholie und die Bestie

Jack TaylorWas in ZDF spätabends als Sonntagskrimi ausgestrahlt wird, hat unter Krimifans einen gewissen Qualitätsstandard. Dabei wird die ganze Bandbreite von klassischem „Who done It?“ bis zum derben Psychothriller gesendet. Dr irische Ermittler Jack Taylor fügt sich solide in den Sendeplatz. Und die düsteren irischen Krimis von Autor Ken Bruen sind nun auch als DVD-Box erschienen.

Jack Taylor hat ein Alkoholproblem und so fliegt er dann auch bei der Guarda, der irischen Polizei raus, weil er mit überschäumendem Temperament einem Minister auf die Glocke hat. Der Einzelgänger wird dann eher zufällig zu einem Privatdetektiv, weil ihn die attraktive Anne bittet, ihre verschwundene Teenager-Tochter zu suchen. Taylor weiß, dass die Iren wegen ihrer von Terrorismus geprägten Geschichte wenig für Spitzel und Schnüffler übrig haben, macht sich aber trotzdem auf die Suche und landet auch prompt in den laufenden Polizeiermittlungen. Hilfestellung bekommt der regelmäßig abstürzende Alki von der jungen Polizistin Kate Noonan. Und sein erster „Fall“ führt Jack Taylor in die finsteren Abgründe der Gesellschaft. Es gibt Verbindungen zu einem Kriegsverbrecher aus dem Kosovo.

Jack TaylorDas Düstere und das Melancholische, ja beinahe depressive, hat in den Jack Taylor Stoffen Methode und Krimi-Autor Ken Buren, der zu den produktivsten, gegenwärtigen  irischen Kriminalschriftstellern zählt, liegt die Figur des Ex-Bullen Taylor besonders am Herzen. Regisseur Stuart Orme („Colditz“; „Merlins neue Abenteuer“ hat die Stoffe für das TV adaptiert und mit Ian Glenn („Game of Thrones“) eine treffliche Besetzung für die Figur gefunden. Trotzdem wissen nicht alle Fälle gleichermaßen zu überzeugen. Nicht alle Drehbuchautoren liefern kriminalistisch herausragende Arbeit. Gerade in der Auftaktermittlung irritieren die sprunghaften Entwicklungen ein wenig und so ganz überzeugend ist die Wirkung Taylors auf das andere Geschlecht noch nicht, gleichwohl wird der Charme des Detektivs später, wenn er längere Zeiten ohne Vollsuff übersteht, deutlicher.

Szenenfoto 9Zudem bekommt Taylor im weiteren Verlauf der Film-Serie einen jungen Sidekick, der dafür sorgt, dass die Dynamik zwischen den Charakteren etwas aufgelockert wird und sich die Hauptfigur besser entfalten kann. Erstaunlicher Weise kommen in den Taylor-Krimis (fast) keine IRA Anspielungen zur Geltung; ganz ohne  Rückgriffe auf die zum Teil tragische,  irische Geschichte geht es dann glücklicherweise doch nicht. Im dritten Fall muss sich Taylor mit den lange zurückliegenden sadistischen Praktiken in einem Kloster für „gefallene Mädchen“ auseinandersetzen und erfährt dabei auch etwas über die eigene Familiengeschichte. Die Episode, gehört zu den stärksten der Reihe.

Szenenfoto 2Ken Bruens Krimis stehen in bester Literaturtradition Irlands und wissen die typische irische Gemütsverfassung solide aufzugreifen und auszuspielen. So treffen Alkohol und die Liebe zur Literatur in Taylors Charakter auf den Hang zur Melancholie und die irgendwie katholische Leidensfähigkeit, die als so typisch Irisch gilt. Die Filmadaptionen greifen das auf und schaffen es zumeist, das angemessen zu inszenieren. Galway an der Westküste Irlands gelegen und als idyllischer Sehnsuchtsort vieler Irlandfans ist als Handlungsort der Jack Taylor Ermittlungen perfekt, um sowohl die Schönheit des irischen Lebens wie auch seine finsteren, brutalen Schattenseiten zu zeigen.

Jack Taylor 4Stimmungsmäßig wissen die Jack Taylor Fälle zu überzeugen und auch die Charakterentwicklung des stolpernden Helden ergibt eine interessante zusätzliche Handlungsebene, die sehr von Verlust und Leid geprägt ist. Allerdings sind es gerade die kriminaltechnischen Untersuchungen und die Ermittlungen, die vor allem zu Beginn der Reihe nicht durchgehend spannend sind und dem krimigeschulten Zuschauer wenig kriminalistischen Spürsinn abverlangen. Das mag auch an der TV-typischen Inszenierung liegen, die anfangs noch ein wenig holprig wirkt, in dem Bemühen einen eigenen Ton zu finden. Den findet die Jack Taylor Reihe dann aber doch recht souverän. Als Bonusmaterial der in deutscher Synchronfassung vorliegenden Krimis gibt es jeweils ein etwa zehnminütiges Interview mit einem der beteiligten Filmschaffenden, unter anderem Regisseur Stuart Orme.

Fazit: Wer auf eher klassische Krimis mit einem hartgesottenen Privatermittler in bester Noir-Tradition anspricht, kann mit „Jack Taylor“ eine irische Version entdecken, die meistens zu überzeugen weiß.


Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Jack Taylor Volume 1
OT: Jack Taylor Collection 1 & 2
Genre: Krimi, Thriller,
Länge: 540 Minuten, GB 2010-13
Regie: Stuart Orme
Darsteller: Iain Glen, Nora Jane Noone, Conor Nolan,
FSK: Ab 16 Jahren,
Vertrieb: Edel Motion, ZDF Enterprises
DVD-VÖ: 09.12.2013

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