Top 5: Amiationsfilme 2012

Sammys Abenteuer 2Ja, es ist wieder an der Zeit, die besten Filme des vergangenen Jahres zu küren. Während andernorts schon alles über die Oscars redet und die Golden Globes schon verteilt sind, wartet man in Cineastenkreisen hierzulande eher auf die bevorstehende Berlinale, die schon mal einen wegweisenden Eindruck geben wird, was sich denn in diesem Filmjahr so tut. Am 07. Februar ist es dann so weit und die Bundeshauptstadt wird wieder zur Filmhauptstadt. An dieser Stelle aber kommen nun die vergangenen Filme zu ihrer verdienten Würdigung. Der Hollywood-Rhythmus wird dabei ignoriert und was in die Wertung einfließt ist im vergangenen Kalenderjahr in Deutschland veröffentlicht worden. Den Auftakt machen die besten Animationsfilme 2012.

madagaskar-3Und da ergibt sich plötzlich auch der Sinn zu den Oscar-Verleihungen, denn meine Top 4 haben allesamt Oscar-Nominierungen aufzuweisen. Allerdings in ganz unterschiedlichen Jahren. Aus dem Rahmen fällt da nur der fünfte Rang. Aber zuerst Mal ein kurzes Resümee des Animationsfilms im vergangenen Jahr. Das Genre  erfreut sich immer noch anhaltender Beliebtheit und es scheint mir als kämen mehr Animationsfilme denn je in die Kinos und als DVD-Premieren auf den Markt. Der 3D-Hype hilft dabei kräftig nach und ehrlich gesagt ist die dritte Dimension das Beste, was der Animation passieren konnte, selten wirkten die computergenerierten Figuren und Räumlichkeiten so lebensecht und real wie in 3D. Das lässt sich auch nachträglich produzieren wie Disney mit dem „König der Löwen“ und bald auch mit „Findet Nemo“ eindrucksvoll beweist.

Doch die Technik kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass auch in der Animationsbrache Ideenmangel herrscht. Die Kassenerfolge wirken kalkulierbar und das vorherrschende Muster sind familienkompatible Unterhaltungsfilme mit kindgerechter Story und einigen Insiderwitzen für die Erwachsenen. Das ist zugleich austauschbar und einfallslos. Mash Ups und Team Ups wie bei den Superhelden-Franchises finden sich auch im Animationssektor: Hüter des Lichts, Ice Age 4 – Voll verschoben“, „Madagascar 3“, um nur die bekanntesten zu nennen. Nebenbei versuchen sich auch andere Studios und Produzenten auf dem Sektor und können wie etwa „Die kleine Giraffe Zarafa“ nur bedingt überzeugen. Doch genug der Analyse: hier sind die

Top 5 der Animationsfilme 2012

5. Metropia

metropiaSo unrealistisch ist die Annahmen der schwedischen Dystopie, die schon von 2009 ist, nicht: In naher Zukunft geht unserer Gesellschaft der Triebstoff aus und wir müssen alle U-Bahn fahren. Ganz Europa ist mit einem gigantischen Metronetz verbunden. Der Büroangestellte Roger  hadert mit seinem Job, seiner Beziehung und fährt täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit, weil er die U-Bahn nicht ausstehen kann. Dann beginnt er Stimmen zu hören und glaubt wahnsinnig zu werden. Notgedrungen steigt Roger dann doch in die Metro als sein Fahrrad geklaut wird. Dort sieht er die attraktive Blondine aus der Dangst-Shampoo-Werbung und folgt ihr. Allein die Story ist bei aller gelungenen Konstruktion etwas lahm und als Action-Feuerwerk kann man „Metropia“ auch nicht bezeichnen. Stattdessen geht es um die düstere Atmosphäre und die Entwicklung des Hauptcharakters. Für Sci-Fi-Fans und Fans außergewöhnlicher Tricktechnik ist die in Schweden produzierte Zukunftsvision „Metropia“ mit ihrem internationalen Sprechercast ein visuell ansprechender Leckerbissen wie man ihn nicht alle Tage zu sehen bekommt.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

4. Chico & Rita

chico-rita-01Der spanische Animationsfilm „Chico & Rita“ gehört zu den außergewöhnlichsten Veröffentlichungen des Jahres, wenngleich schon von 2010 und 2012 Oscar-nominiert. Hier wird nicht nur die (traurige) Liebesgeschichte eines kubanischen Paares erzählt, sondern auch die lebendige Historie des Latinojazz. Ein außergewöhnlicher Animationsfilm, der mit viel Hingabe ein lebendiges Kuba zu Beginn der 1950er zeigt. Dabei ist es ist nicht unbedingt die klassische Liebesgeschichte, die „Chico & Rita“ so außergewöhnlich macht, sondern die Tatsache, dass es den Autoren Fernando Trueba, der auch Regie führte,  und Ignacio Martinez de Pison gelungen ist, eine ganze Epoche der Musikgeschichte in dieser scheinbar simplen Story wieder aufleben zu lassen, ohne das Erzählen und das Unterhalten zu vergessen. Mit viel Geschick, Sachkenntnis und vor allem Liebe zum Detail wird aus der Lovestory ein mitreißendes Stück Musikgeschichte, das gekonnt zwischen Romanze, Drama, Musical und Animation pendelt und in allen Belangen überzeugt. Es kommt selten vor, dass Musikfilme, die nicht als Dokumentation angelegt sind, wirklich überzeugen, doch die Liebesgeschichte von „Chico & Rita“ ist ein typischer Blues, der mit lateinamerikanischen Elementen und entsprechenden Polyrhythmen aufgejazzt wird und so zu einem stimmigen und zugleich exemplarischen Filmgenuss wird. Sollte mich nicht wundern, wenn „Cico & Rita“ auch in der Musik-Top 5 auftaucht.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

3. Das Geheimnis von Kells

kells_szenenbild_02Der 2010 Oscar-nominierte irische Animationsfilm ist nicht nur ein Ausflug in die mittelalterliche Geschichte der grünen Insel, sondern auch ein visueller Höhenflug von außerordentlicher Kunstfertigkeit. Der Animationskünstler Tomm Moore arbeitete jahrelang an der Idee, einen Film über die Entstehung des Buches von Kells zu machen. In Verbindung mit einem folkloristischen Soundtrack ist „Das Geheimnis von Kells“ in seiner Stimmigkeit beinahe perfekt. Allein die Geschichte um den jugendlichen Helden wirkt etwas unausgereizt. Zur Story: Im neunten Jahrhundert wird Irland von den Wikingern bedroht. Im entlegenen Kloster Kells macht sich Abt Cellach daran, hohe Schutzmauern zu errichten. Auch die Mönche sind zur Arbeit an der Mauer angehalten und ihre Kunstfertigkeit beim Illustrieren von Büchern muss warten. Brendan, der junge Neffe des Abtes, ist dennoch fasziniert von den wunderschönen Büchern. Als eines Tages der Mönch Aidan in Kells Abbey Zuflucht sucht, hat der berühmte Buchmaler auch ein legendäres Buch dabei. „Das Geheimnis von Kells“ ist in visueller Hinsicht einer der herausragendsten und originellsten Animationsfilme überhaupt und im Kino wurde die DVD-Premiere hierzulande nie gezeigt. Hier geht’s zur ausführlichen Filmkritik und zum Trailer.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

2. Ralf Reichts

ralph-reichtsDafür ist Animationsfilm da: Wilde, absurde Welten zum Leben zu erwecken! Und was wäre geeigneter als in das Innenleben eines (oder mehrerer) Computerspiele einzusteigen. Für die Umsetzung dieses turbulenten Abenteuers hat Disney den „Simpsons“ und „Futurama“ Regisseur Rich Moore verpflichtet und der setzt die gelungenen Story auch ansprechend um. Seit gefühlten Ewigkeiten haut Randale Ralph in dem Computerspielklassiker „Fix-it Felix Jr.“ Fassaden ein und verscheucht Hausbewohner, die der Held Felix mit seinem magischen Hammer wieder in ihre Wohnung bringt, nachdem er, beziehungsweise der Spieler, den Schaden wieder behoben hat. Für die menschlichen Spieler ist das alles nur Unterhaltung, doch für die Spielfiguren, die in ihren Spielen leben, bittere Realität. Während sich Ralph in dem zuckersüßen Rennspiel „Sugar Rush“ wiederfindet und die enervierende Bekanntschaft eines Programmierfehlers namens Vallellope macht, die sich nichts sehnlicher wünscht, als endlich auch Rennen zu fahren, macht sich Felix auf die Suche nach Ralph. Richtig grandios ist die Synchronbesetzung mit der ja in jedem Animationsfilm alles steht und fällt – zumindest im amerikanischen Original. Im Original hat sich Charakterdarsteller John C. Reilley überwunden, einer Trickfigur seine Stimme zu leihen, und die frustriert gelangweilte Interpretation von Ralph ist ebenso großartig wie die entzückend alberne und überdrehte Vanellope, großartig gesprochen von der Komikerin Sarah Silverman. Auch vom Lachen kann man Muskelkater bekommen, gerade bei einem der coolsten Animationsfilme des Jahres, selbstredend Oscar-nominiert.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

1. Merida

meridaWenn die Animationsmeister von Pixar ans Werk gehen, ist gute Unterhaltung immer garantiert. Das ist auch in Spielfilm Nummer 13 nicht anders. „Merida“ entführt den Zuschauer nach Schottland zu Zeiten von Zauberei und Irrlichtern. Eine junge Königstochter stellt sich ihrem Schicksal auf höchst unterhaltsame und zauberhaft charmante Weise in den Weg. Anders als die letzten beiden Pixar-Spielfilme „Cars 2“ und „Toy Story 3“ ist „Merida – Legende der Highlands“ wieder eine eigene Geschichte und knüpft mit ihrer Originalität da an, wo „Oben“ 2009 aufhörte. Die junge Frau, die so tapfer und sturköpfig für Selbstbestimmung kämpft und so Robin Hood mäßig mit Pfeil und Bogen umgehen kann, muss einige Prüfungen bestehen und einsehen, dass sie auch Fehler macht, bevor sie ihr Leben selbst bestimmen kann. Man muss diese ungestüme Mischung aus Rauhbeinigkeit, Aberglauben und Freigeist einfach lieben. Vor allem, wenn sie so detailfreudig und fantasievoll in Szene gesetzt ist, wie von dem Pixar-Animationsteam. „Merida“ ist ein Hochgenuss mit viel Lokalkolorit und Lebensfreude. Außerdem mag ich den schottischen Sprachgebrauch des Originals und diese grandios animierte rote Haarpracht ist einfach der Hammer! Hier Gehts zur ausführlichen Kritik. Konsequenter Weise Oscar-nominiert und Golden Globe Gewinner 2012.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)