Peterchens Mondfahrt: Klassiker in neuem Glanz

Peterchens MondfahrtDas fantastische Kindermärchen „Peterchens Mondfahrt“ gilt heute gemeinhin als Klassiker. Und das Theaterstück wurde auch schon zwei Mal verfilmt, zuletzt in den 1990ern als Animationsfilm. Doch Ende der 1950er Jahre entstand für das deutsche Fernsehen eine TV-Fassung des Theatherstücks, diese ist nun in neuer Bildqualität auf DVD und Blu.-ray erschienen.

Der Maikäfer Sumsemann (Horst Butschke) hat nur fünf Beine. Das sechste ist einem garstigen Mann zum Opfer gefallen, als dieser dabei war Bäume zu fällen. Der grummelige Geselle wurde daraufhin zum Mond geschickt und ist jetzt der Mann im Mond. Diese Geschichte erzählt der Maikäfer jedenfalls dem Jungen Peter (Frank von dem Bottlenberg) und seiner keinen Schwester Anneliese (Cora von dem Bottlenberg), die gerade ins Bett gesteckt wurden. Aber so richtig müde sind die Kinder noch nicht und Peter beschließt, dem Maikäfer zu helfen sein Bein wieder zu bekommen. Und los geht die abenteuerliche Reise, weil Fliegen eigentlich ganz einfach ist, wenn man weiß wie es geht.

Auf dem Weg zum Mond kommen Herr Sumseman und seine beiden neuen Freunde Anneliese und Peter nicht nur beim Sandmann vorbei, der seine liebe Not hat, die Sterne zur Sauberkeit anzuhalten, sondern auch bei der Nachtfee, dem Weihnachtsmann und allerlei erstaunlichen Figuren.

Peterchens MondfahrtGerdt von Bassewitz erschuf „Peterchens Mondfahrt“ als fantastisches Theaterstück für Kinder. Seine Uraufführung hatte das Stück 1912 und erfreute sich gleich großer Beliebtheit. Doch trotz der fantasievollen Geschichte dauerte es bis nach dem Zweiten Weltkrieg, bevor „Peterchens Mondfahrt“ auch verfilmt wurde. Regisseur Gerhardt F. Hering inszeniert die Geschichte nahe an der Theatervorlage und über Jahrzehnte wurde die fantastische Reise, zumeist um die Weihnachtszeit, im Fernsehen ausgestrahlt.

Jetzt liegt der Klassiker in einer neuen Qualität vor, weil das Originalmaterial neu abgetastet wurde und nun auch zeitgemäßen High Definition Ansprüchen gerecht wird. Zwar sind keinerlei Extras enthalten, aber die Bildqualität ist erstaunlich. Doch hier geht es ja weniger um Technik, als um Inhalte.

Peterchens MondfahrtMan kommt einfach nicht umhin, festzustellen, dass vieles in „Peterchens Mondfahrt“ nicht mehr zeitgemäß ist, vor allem in Bezug auf Erziehung, Wertevorstellungen und Sprachgebrauch im Umgang mit Kindern merkt man deutlich, dass die Vorlage schon ein Jahrhundert alt ist. In den jungen Jahren der Bundesrepublik Deutschland, die Verfilmung ist von 1959,  waren solche pädagogischen Attitüden noch gängig und die Ideale eine braven Kindchens und einer strengen Ordnung gehörten sicher in die Zeit. Heute schaut der moderne Zuschauer mit leichtem Befremden auf die Drohungen des Sandmanns gegenüber seinen Sternchen, auf die verniedlichende Sprache und die hehren Absichten Peterchens, dem Maikäfer zu helfen. Aber gleiches gilt für etliche Klassiker, die für Kinder gedacht sind, einschließlich der ziemlich brutalen Märchen der Brüder Grimm.

Peterchens MondfahrtSoviel einschränkend vorweg, denn „Peterchens Mondfahrt“ hat es trotz einiger Eigenheiten in sich und die Geschichte ist erstaunlich großartig umgesetzt. Die Nähe zum Theaterstück ist immer noch vorhanden und zeigt sich nicht nur in den gereimten Dialogen, die die Kinderdarsteller mit gleicher Inbrunst aufsagen wie ein Weihnachtsgedicht, sondern auch in den fantasievollen Kulissen, die eine deutliche Nähe zum deutschen Expressionismus zeigen und für einen „Kinderfilm“ schon ganz schön aufwändig sind.

Doch auch filmtechnisch überzeugt „Peterches Mondfahrt“ mit einigen sehr gelungen, fast experimentellen Sequenzen. Beispielsweise nimmt die Kamera die Sicht des Maikäfers ein, als dieser in das Zimmer fliegt, oder die intergalaktischen Effekte, wenn sich die drei durch das All bewegen. Das ist schon beeindruckend umgesetzt und macht auch heute noch viel Freude.

Erzählt wird „Peterchens Mondfahrt“ von einer ordentlichen, mütterlichen Dame, die die Geschichte vorliest – und das im Bild auch tatsächlich immer wieder tut – ganz so wie eine Gute Nacht Geschichte. Heute würde man die Erzählstimme einfach aus dem Off erklingen lassen und die Szenenfolge ineinander schneiden, aber zur kindlichen Orientierung und zum gelegentlichen Pausieren in dem 100 Minuten langen Werk sind die Vorlesesequenzen perfekt.

Fazit: Es mag sich nach diesen zugegeben recht kritischen Anmerkungen zu „Peterchens Mondfahrt“ vielleicht etwas unglaubwürdig anhören, aber die TV-Verfilmung von 1959 hat durchaus ihren eigenen Charme und nicht nur in Bezug auf Werktreue ist die Verfilmung ein Meisterstück geworden. Wer unbefangen an den Klassiker herangeht, kann eine faszinierende und wunderliche Reise erleben, die von ihrem Zauber kaum etwas eingebüßt hat.

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Peterchens Mondfahrt
Genre: Kinderfilm, Fantasy
Länge: 105 Minuten, D 1959, SW
Regie: Gerhard F. Hering
Darsteller: Horst Butschke, Frank von dem Bottlenberg, Lola Müthel, Dirk Dauzenberg,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Universum
DVD- & BD-VÖ: 16.11.2012

weiterführende Links:

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