Top 5 : Actionfilme und Thriller 2011

Bevor am Wochenende die Oscars vergeben werden, muss ich mich wohl sputen, mit meinen eigenen Bestenlisten des vergangenen Jahres rauszurücken. Den Anfang machen die Actioner, das was die Massen ins Kino treibt und die fetten Umsätze generiert, oder auch nicht. Das Action-Jahr 2011 war ein gutes, aber kein herausragendes. Zuviel auf Mainstream getrimmtes Filmmaterial, das nach dem immer gleichen Muster zusammengeschustert wurde und dann mit ein paar Stars garniert, wahlweise noch mit 3D aufgemotzt.

conan-3dWobei die stereoskopische Filmerei in weiten Teilen nicht überzeugte. Die Kameratechnik erfordert auch einen anderen Blick und die wenigsten Filme haben zwingend nachgewiesen, dass die dritte Dimension auf der Leinwand auch ein Zugewinn an optischer Qualität ist. Bei Animationsfilmen ist das etwas anderes, denen steht 3D grundsätzlich gut. Aber die Neuverfilmung der „Drei Musketiere“ wäre in 2D filmisch ebenso flach gewesen wie auch andere Machwerke, beispielsweise „Conan“. Es drängt sich dem Zuschauer der Verdacht auf, dass viele Studios mit den Möglichkeiten der neuen Technik einfach noch nicht umgehen können. Aber für einen Zuschlag an der Kinokasse reicht es immer. Auch die Vielzahl der Comicverfilmungen („Cowboys & Aliens“, „Priest“, „Green Lantern“, etc.) ließen sehr zu wünschen übrig; kann halt nicht immer ein Batman oder ein Iron Man dabei herauskommen.

Die herausragenden Actionfilme des vergangenen Jahres haben es tatsächlich geschafft, das Genre zu bereichern oder eine wirklich überzeugende Story zu erzählen. Das ist es, was Filme aus der Masse heraushebt, was wir sehen wollen und wofür es sich lohnt, auch mäßige Thriller auszutesten.

Hier sind die Top 5:Actionfilme und Thriller 2011

5. Der Mandant

mandant-plakatDas Genre des Anwaltsfilms interessiert mich eigentlich überhaupt nicht und um ehrlich zu sein, sind die besten Tage der Juristen im Film längst vorbei. Und dennoch schafft es ausgerechnet Hollywood-Beau Matthew McConaughey als unkonventioneller L.A. Anwalt zu überzeugen. Doch es ist nicht die großartige Besetzung mit Ryan Phillipe, William H. Macy und Marisa Tomei, die „Der Mandant“ (OT: The Lincoln Lawyer“ nach dem Bestseller von Michael Conolly) so gelungen macht, auch nicht die wendungsreiche und ziemlich spannende Story, sondern die unglaublich stylische Umsetzung. Regisseur Brad Furman gelingt es mit großartiger Kameraführung, stimmigem Soundtrack und klarer Bildsprache, die L.A.s Drive und Hitze perfekt in Szene einen sehenswerten Thriller zu gestalten. Zuvor hatte Furmann 2007 „The Take“ gedreht, der hierzulande aber nicht veröffentlicht wurde und ebenfalls in L.A. spielt. Der Mann kennt seine Stadt. (hier geht’s zur ausführlichen Filmvorstellung)

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

4. X-Men: Erste Entscheidung

x-men-erste-entscheidungenEine erfolgreiche Marke zu übernehmen, oder ein Franchise, wie das neudeutsch heißt, ist alles andere als einfach: der Erfolgsdruck ist enorm und die Erwartungen ebenfalls. Was hätte also bei den X-Men alles schief gehen können. Regisseur Mattews Vaughn hatte ja seine eigene nicht gerade erfolgreiche Vorgeschichte mit den Marvel Helden und war bei einer früheren Verfilmung ausgestiegen. Nun „Kick Ass“ geschult, kriegt er eine neue Chance und verpasst der ersten X-Men Klasse einen furiosen Neustart, ohne das Rad neu zu erfinden.“X-Men: Erste Entscheidung“ hat alles, was der Fan erwartet und schafft es außerdem, mit einer gelungenen Story zu punkten. Auch der Verzicht auf 3D ist berechtigt. Spektakulär sind die Effekte auch so, das Make up und der Look des Films sind perfekt. Die Besetzung ist, Marvel-typisch, wieder erste Sahne. Neben James McAvoy und Michael Fassbender gefällt vor allem Jennifer Lawrence in der Rolle der jungen Mystique. Mit den im März startenden „Tributen von Panem“ wird die junge Darstellerin demnächst sowieso und verdientermaßen zum Megastar. „X-Men: Erste Entscheidung“ ist die beste Comic-Verfilmung 2011. Hier gibt’s die Filmbesprechung und hier den Trailer.

Film-Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

3. Wer ist Hanna?

Hanna_posterMit dem eigenwilligen Action-Thriller  „Wer ist Hanna“ zeigt der „Abbitte“-Regisseur, dass er nicht nur das Drama beherrscht, sondern auch die Formensprache des Thrillers perfekt beherrscht. Einige der Sequenzen sind atemberaubend und verstörend aufgenommen, das gleicht einige der Story-Ungereimtheiten von der genmanipulierten mädchenhaften Kampfmaschine wieder aus. „Wer ist Hanna?“ thematisiert zwar auf einer Metaebene die Möglichkeiten der Genmanipulation und die Grenzen der menschlichen Vernunft, überzeugt aber ganz bodenständig mit Action, die ebenso eigenständig inszeniert ist, wie das auch Tom Tykwer mit „The International“ gelang. Und wenn man dann noch eine so talentierte und grandiose Schauspielerin wie Saoires Ronan in der Hauptrolle sieht, ist das mehr als beachtlich und kickt das Thriller-Genre ganz nach vorne.

Film-Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

2. Source Code

Der Science-Fiction-Thriller „Source Code“ ist erst der zweite Film von Bowie –Sohn Duncan Jones und doch schafft er es, nach „Moon“ erneut dem totgeglaubten Science-Fiction-Genre ein Highlight zu bescheren. Wenn das so weitergeht, ist mir um die Sci-fi-Filme nicht mehr bange. Hollywood-Star Jake Gyllenhall muss als Bewusstseinsreisender ein Zugattentat verhindern und erlebt immer und immer wieder die letzten Minuten vor dem Bombenanschlag. Das ist geschickt und spannend inszeniert und mit jedem Einsatz erhält auch der Zuschauer mehr Hintergrundinfos. Und irgendwann geht es gar nicht mehr so sehr um das Attentat selbst, sondern um die Möglichkeiten des Bewusstseinstransfers und die Einflussnahme auf die Realität. Welche Realität eigentlich. Ein Klassefilm. Hier gibt’s die Filmbesprechung und hier den Trailer.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

1.    The Guard – Ein Ire sieht schwarz

Der beste Thriller oder Actionfilm 2011 ist ein Regiedebut: John Michael Mcdonagh, eigentlich Produzent und Drehbuchautor („Ned Kelly“) setzt alles auf eine Karte und gewinnt mit der rabenschwarzen Action-Komödie um einen sehr eigenwilligen irischen Polizisten. Die bissige Action-komödie ist voll und ganz auf Hauptdarsteller Brendan Gleeson als Sergeant Gerry Bolye zugeschnitten. Der ist rassistisch, egoman, nimmt es mit dem Gesetz nicht so genau, kann seine Kollegen ebenso wenig ausstehen wie diese ihn und erzählt der IRA schon mal, dass sie ihre Waffen bitteschön ordentlich verstecken sollen, damit die Kinder nicht damit spielen. Formal ist „The Guard“ sicher nicht der beste Actioner des Jahres, aber die Story um eine Drogenlieferung, die das FBI abfangen will, macht Spaß, und Brednan Gleesons One-Man-Show funkelt nur so vor politisch inkorrektem Wortwitz und unglaublichem, bösen Humor. Das alles kommt auch zur Geltung, weil die anderen Charaktere ebenso eigen sind wie Boyle und das Drehbuch einfach perfekt ist. Gutes altes Handwerk, aber mit Liebe und Selbstironie, irgendwie irisch. Hier geht’s zur Rezenison.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Viel Spaß mit dem Trailer.

Und als nächstes widmen wir uns den Animationsfilmen.