Franks Flimmer-Fest 2011: Freitag 30.9.2011

Filmfest Hamburg 2011Der Eröffnungstag ist ja eigentlich nur für Organisatorisches und den großen Auftakt-Knall, so richtig beginnt das Filmfest Hamburg immer erst am Freitag. Und mein Tag beginnt gleich mit einem Film, der sowohl den Musikschwerpunkt bedient, als auch aus Island kommt, dem diesjährigen Länderschwerpunkt. Und „Backyard“ ist ein perfekter Einstieg. Ansonsten sehe ich mir noch „Terri“ an und die isländische Doku „Gnarr“. Reicht für einen Tag.

Backyard_2In „Backyard“, der in seiner isländischen Heimat mit einem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, geht es um die musikalische Szene Reykjaviks. Arni Runar, seines Zeichens auch Mitglied von FM Belfast, hat die Idee, in seinem Hinterhof ein Konzert mit befreundeten Bands abzuhalten. Dabei geht es einfach darum, die Musik mit simplen Mitteln aufzunehmen und so einen Eindruck der aktuellen Szene in der isländischen Hauptstadt zu erhalten. In einem 10² m großen Schuppen hat Arni eine 8-Spur-Maschine eingerichtet, die Bands spielen draußen im Hinterhof. Falls es Zuhörer gibt, ist das auch in Ordnung. Und so ist der Kinozuschauer Zeuge einer spontanen und lustigen Aufnahmesession und lernt einige Bands kennen. Im Laufe der Sessions kommen auch immer mehr Zuschauer dazu und am Ende findet eine veritable Party statt. Filmisch ist alles ebenso schlicht gehalten, wie die Aufnahmebedingungen im Hinterhof: Mit einer Digitalkamera bewaffnet, filmt Arni Sveinsson das Geschehen. Ein stimmiger Film, bei dem es mehr um Atmosphäre und kreatives Feeling geht als um Perfektion. Musikliebhaber werden ihren Spaß haben.


„Backyard“ ist noch am Dienstag 4.10, 19:00 im Metropolis und am Samstag 8.10., 21:30 im B–Movie zu sehen. Hier geht’s zum Trailer.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Eigentlich wollte ich danach den Eröffnungsfilm des Kinderfilmfests Michel sehen, aber „Tom Sawyer“ von Hermine Hundtgeburth war wie bei den Großen nur für geladene Gäste. Als Alternativprogramm kommt die amerikanische Coming-of-Age-Story „Terri“ gerade recht.

Terri_37„Terri“ ist ein übergewichtiger, amerikanischer Teenager, der bei seinem Onkel lebt und Schwierigkeiten in der Schule hat. Am Übergang zur Pubertät muss Terry nicht nur mit Hänseleien fertig werden, sondern sich auch um seinen kranken Onkel kümmern. Der hat immer wieder Gedächtnisausfälle und nimmt starke Medikamente, die ihn komplett apathisch machen. Terri, der mit Vorliebe in Pyjamas rumrennt, gerät auch ins Visier des Schulrektors und bekommt dort regelmäßige Termine. Das gibt Auftrieb, bis Terri bemerkt, dass er zu einer ausgewählten Truppe von „Monstern“ gehört, die der Rektor (John C. Reilly) um sich geschart hat. Die Story der amerikanischen Geschichte über die Probleme des Erwachsenwerdens ist voller Skurrilitäten und gelungener Charaktere. Die Teenager-Geschichte hat eigentlich keine Pointe, aber das ist durchaus gewollt.  Ein gutes Portrait bleibt „Terri“ dennoch.

„Terri“ läuft noch am Samstag 1.10, 19:30 im Abaton und am Dienstag 4.10., 21:30 im B-Movie. Hier gehts zum Trailer.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Gnarr_4Und abends geht es wieder zurück nach Island. Der Komiker Jon Gnarr beschließt nach dem Finanzcrash, der Island an den Rand der Staatspleite geführt hat, eine Partei zu gründen und in Reykjavik als Bürgermeister zu kandidieren. Anfangs ist das Unternehmen als „Spaßpartei“ gedacht, um die etablierte Politik wachzurütteln. „Die beste Partei“ haut richtig rein, fordert alles Gute für alle, ein eigenes Disneyland auf Island, ein drogenfreies Parlament und etliche andere wahnwitzige Verbesserungen des isländischen Lebens. Die Doku „Gnarr“ von Gaukur Ulfarsson folgt dem Kandidaten für das Bürgermeisteramt in seinem überaus lustigen Wahlkampf und bei seinem erstaunlichen Triumph, der ihn am Ende tatsächlich ins Amt bringt. „Gnarr“ ist filmisch eher schlicht gehalten und mit der Digitalkamera gefilmt und lässt so den Gegenstand der Betrachtung, den Bürgermeisterkandidaten Jon Gnarr, einfach für sich wirken. Das ist, wie es sich für diese politsche Aktion gehört, lustig, temporeich, kurzweilig und auch ein wenig lehrreich. Das Mysterium, warum dieser vermeintliche „Spaßkandidat“ am Ende tatsächlich die Wahl gewinnt, löst der Film „Gnarr“ allerdings nicht auf, hat er auch nicht vor. Da soll sich jeder selbst seine Meinung bilden. Ein feiner und sehenswerter Film. Die anschließende Gesprächsrunde allerdings hätte man sich auch schenken können.

„Gnarr“ läuft noch einmal am Mittwoch 5.10., 22:00 im Abaton. Hier gehts zum Trailer.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Und morgen geht’s richtig rund, soviel kann ich schon verraten. Auch der Eröffnungsfilm kommt noch zu seinem Recht und einige der Beiträge, die ich schon im Vorfeld sehen konnte, werden rechtzeitig besprochen.

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