Neu auf DVD: Shelter

Shelter_Bild_02Heutzutage noch Horror- und Mystery-Thriller zu drehen, ist nicht leicht: Die Zielgruppe ist abgestumpft von reißerischen Effekten und Gewaltexzessen; das Genre wurde eigentlich zur Genüge abgegrast. Die DVD-Premiere „Shelter“ erfindet das Grusel-Genre nicht neu, weiß aber spannend und vor allem atmosphärisch zu unterhalten, sofern man sich auf die Windungen der Story einlässt. Keine Panik: Trailer gibt’s, Spoiler nicht.

Shelter_Bild_01Die Psychiaterin Doktor Cara Harding (Julianne Moore) hat gerade einen Menschen zur Todesstrafe verdammt, als ihr Vater, ebenfalls Psychiater, sie bittet, sich einen seiner Patienten anzusehen. David (Jonathan Rhys Meyers) wurde völlig hilflos auf der Straße aufgelesen und der Rollstuhlfahrer entpuppt sich als gespaltene Persönlichkeit.

Ganz professionell allerdings glaubt die Frau Doktor nicht an Persönlichkeitsspaltung und ihr Versuch, David zu helfen, läuft auch darauf hinaus, ihre eigene Sicht der Welt zu bestätigen. Doch bei den Nachforschungen und der Arbeit mit dem Patienten stößt die Psychiaterin an die Grenzen des Erklärbaren. In Davids Fall häufen sich unerklärliche Phänomene und langsam aber stetig geraten Doktor Harding und ihre Familie in höchste Gefahr.

Shelter_Bild_04„Shelter“ nimmt sich die Zeit, die Charaktere zu entwickeln, und eine klinisch-wissenschaftliche Szenerie zu zeigen. Und gerade wenn man denkt, nun wüsste man, wie der Hase läuft, nimmt die Geschichte einen gänzlich anderen Verlauf. Das ist der Wende- aber auch der Knackpunkt des Films. Hier wird aus einem Psychothriller etwas Mystisches: Eine grundsätzliche Glaubensfrage und eine existentielle Bedrohung.

„Shelter“ wirkt ganz im Stil japanischer Gruselfilme. Und obwohl der Thriller sich nun deutlich in den Genregrenzen bewegt,  funktioniert das Setting und die Verlagerung der Story. Dafür gibt es zwei Gründe: Julianne Moore und Jonathan Rhys Meyers. Und eigentlich muss man als dritten Grund noch das Drehbuch von Michael Cooney („Identity“) aufzählen. Denn mit welcher Ernsthaftigkeit die beiden Protagonisten agieren liegt auch daran, wie glaubwürdig sie eingeführt wurden.

Shelter_Bild_05(Kleiner Tipp für Film-Nerds: Wer es sich zutraut, sollte sich einige Passagen von Jonathan Rhys Meyers im Original anschauen, die sprachliche Versiertheit ist beachtlich. Das kann selbst eine gelungenen Synchronfassung nicht übertragen.)

Das schwedische Regieduo Mans Marlin und Björn Stein, das nun für den vierten „Underworld“-Film zuständig ist, verlässt sich ganz auf die souveränen Hauptdarsteller, die die Geschichte bis zum unausweichlichen Showdown tragen und voranbringen.  Am Ende kommt es allerdings wie es kommen muss, aber das Problem haben die meisten Grusel-Thriller.

Fazit: Wer auf klassische Gruselfilme steht, die ohne reißerische Blutfontänen und oberflächliche Schockmomente auskommen, und sich genussvoll einer bedrohlichen Athmosphäre ausliefert, wie sie von japanischen Mystery-Horror-Thrillern wie „Ring“ oder „The Grudge“ zelebriert wird, der findet in „Shelter“ gelungene und unterhaltsame Genre-Kost.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Cover_DVD_VerkaufTitel: Shelter
OT: Shelter
Genre: Horror, Mystery
Länge: 108 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Regie: Måns Mårlind, Björn Stein
Darsteller: Julianne Moore, Jonathan Rhys Meyers
Extras: Interviews, Trailer,
Vertrieb: Senator, Universum
Kein Kino-Start in Deutschland
DVD-& Blu-ray-VÖ: 03.12.2010

2 Kommentare

Manuel 2010/12/08

Interessant, in meiner Rezension zu dem Film behaupte ich so ziemlich das komplette Gegenteil :) Vor allem in Bezug auf das Drehbuch konnte ich an Cooney kein gutes Haar lassen…mit 6/10 Sternen sind unsere finalen Wertungen allerdings wieder gar nicht soweit auseinander.

nofrank 2010/12/09

Hi manuel,
nur nicht so schüchtern – hier der Link zu deiner Rezension: http://tinyurl.com/2vyzahs

Nach dem Text hätte ich zwar weniger Sternchen erwartet, aber der Standpunkt ist nachvollziehbar.

„Wat den een sien Uhl, is den annern sien Nachtigal.“